Sicherheitsforscher warnt vor "tödlichen Risiken" durch Drängeln bei Großveranstaltungen
Archivmeldung vom 13.08.2016
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Freigeschaltet durch André OttDer Sicherheitsforscher Armin Seyfried sieht bei Großveranstaltungen wie Musikfestivals oder Sportereignissen Drängeln als größtes Risiko für die Besucher. In einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte er: "Drängeln an sich kann gefährlich sein." Je nach Situation könnten dadurch "tödliche Risiken entstehen", sagte Seyfried, der das Lehr- und Forschungsgebiet Computersimulation für Brandschutz und Fußgängerverkehr an der Bergischen Universität Wuppertal leitet.
Seyfried warnte insbesondere davor, bei Großereignissen an engen Stellen, beispielsweise an Ein- und Ausgängen, von hinten zu schieben. "Das erhöht die Gefährdungslage ganz erheblich", sagte er. Wer drängelt, mache es noch enger, was wiederum das Risiko von Unglücken erhöhe. "Wer in so einer Situation stolpert und hinfällt, kann schnell in ernste Gefahr geraten, wenn von hinten noch mehr geschoben wird", erklärte Seyfried.
"Unglücksursache ist ja nicht Panik, sondern räumliche Enge", sagte der Wissenschaftler. Grundsätzlich seien Menschen, auch in der großen Masse, jedoch hilfsbereit. "Das haben wir auch bei dem Loveparade-Unglück in Duisburg gesehen. Dort haben die Menschen versucht, sich trotz der Enge gegenseitig zu helfen und zu schützen."
Bei der Loveparade 2010 in Duisburg waren im überfüllten Zugangsbereich zum Veranstaltungsgelände 21 Menschen zu Tode gekommen, mehr als 500 wurden verletzt. Seit dem Unglück, das sich am 24. Juli zum sechsten Mal gejährt hat, wurden Sicherheitskonzepte von Großveranstaltungen, etwa bei Musikfestivals, überarbeitet und angepasst.
Auch die jüngsten Terrorangriffe haben Folgen, so durften beispielsweise beim Heavy-Metal-Festival Wacken Open Air keine Rucksäcke mit aufs Gelände. Konzertveranstalter wie FKP Skorpio aus Hamburg, der unter anderem das "M'era Luna" Festival (13. bis 14. August) in Hildesheim mit 25.000 Besuchern organisiert, haben ebenfalls reagiert und ihre Sicherheitskonzepte angepasst.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)