Körpereigenes Protein wirkt deutlich besser als Morphium
Archivmeldung vom 09.10.2008
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Freigeschaltet durch Oliver RandakEin internationales Forscherteam der Universitäten von Helsinki und North Carolina und der Chapel Hill School of Medicine haben ein körpereigenes Protein gefunden, dass schmerzauslösende Botenstoffe in ihr Gegenteil umwandelt.
Acht Millionen Menschen leiden in Deutschland an chronischen Schmerzen. Ein großer Teil der Medikamente hilft nur eingeschränkt, viele haben starke Nebenwirkungen. Jetzt haben Wissenschaftler ein körpereigenes Protein entdeckt, das die Schmerztherapie revolutionieren könnte. Das internationale Forscherteam konnte in Tierexperimenten ein Eiweiß bestimmen, das Botenstoffe in schmerzempfindlichen Nervenzellen umwandelt. Das Eiweiß baut dafür Schmerz auslösende Substanzen in Substanzen um, die Schmerzen lindern. Für ihre Untersuchungen hatten die Wissenschaftler Mäusen das sogenannte PAP-Eiweiß ins Rückenmark gespritzt. Den Tieren fehlte dieses Protein aufgrund einer Genmutation, außerdem waren sie besonders anfällig für Entzündungs- und Nervenschmerzen. Nach PAP-Gabe verringerte sich diese Anfälligkeit erheblich.
Das Protein wirkte ebenso stark wie Morphin, aber achtmal länger. Eine einzelne Dosis reichte bis zu drei Tage. Morphin müssen Patienten alle fünf Stunden einnehmen. „Wir waren überwältigt. Dass schon diese einfache Injektion einen so starken Effekt haben könnte, damit hatten wir nicht gerechnet“, sagte Mark Zylka, Leiter der Gruppe von Forschern an der Universität von North Carolina, der Chapel Hill School of Medicine und der Universität Helsinki. Die Entdeckung könne zu bahnbrechenden neuen Behandlungsansätzen führen. Die Forscher planen jetzt, den Wirkstoff so zu modifizieren, dass er in Pillenform verabreicht werden kann.