Umwelt und Gene beeinflussen Alzheimer-Risiko
Archivmeldung vom 12.09.2019
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit dem sogenannten "Alzheimer's Disease Exposome" sollen große Wissenslücken über die Interaktion von Umweltfaktoren und genetischen Faktoren geschlossen werden, die das Erkrankungsrisiko von Alzheimer verringern oder erhöhen können. Der Vorschlag kommt von den Forschern Caleb Finch und Alexander Kulminski. Die Studie hierzu stand unter der Leitung der University of Southern California http://usc.edu und der Duke University .
Mehr Forschung notwendig
Laut Finch geht es um einen neuen Ansatz zur umfassenden Beurteilung der zahlreichen Interaktionen zwischen Gehirn und Körper, die zu einer Erkrankung beitragen. Die Bedeutung dieses Bereiches zeige sich schon durch die großen individuellen Unterschiede des kognitiven Abbaus vor allem bei Personen, die über Gene verfügen, die das Alzheimer-Risiko erhöhen.
Zunehmendes Alter gilt als der wichtigste bekannte Risikofaktor. Zahlreiche andere Risikofaktoren wie auch Umwelteinflüsse sind derzeit nur wenig erforscht. Frühere Studien mit schwedischen Zwillingen legen jedoch nahe, dass die Hälfte der individuellen Unterschiede beim Alzheimer-Risiko auf Umwelteinflüsse zurückzuführen sein könnten.
Exposom-Modell entwickelt
Die beiden Klassen der Alzheimer-Gene werden im Exposom-Modell berücksichtigt. Bei der ersten Klasse handelt es sich um Alzheimer-Gene, die in Familien auftreten und dominant sind. Das bedeutet, dass Betroffene letztendlich an Alzheimer erkranken werden. In der zweiten Klasse sind Genvarianten wie APOE4 enthalten. Hier erhöht sich das Risiko mit der Anzahl der Kopien der Gene. Von den Trägern von APOE4 erreichen nur wenige das 100. Lebensjahr, ohne zu erkranken. Damit ist bewiesen, dass das Umweltrisiko zu diesen Schwankungen beiträgt.
Die Forscher zitieren in den in "Alzheimer's & Dementia: The Journal of the Alzheimer's Association" veröffentlichten Forschungsergebnissen eine Studie, die ergeben hat, dass Alzheimer bei Trägern der dominanten Gene ein Jahrzehnt früher auftritt, die in Städten leben, aus niedrigeren Gesellschaftsschichten kommen oder über weniger Bildung verfügen.
Stamm der Tsimane als Basis
Laut Finch haben Umweltfaktoren wie Luftverschmutzung und ein niedriger sozioökonomischen Status die Onset-Kurve um zehn Jahre verschoben. "Bis jetzt hat niemand diesen Ergebnissen ausreichend Beachtung geschenkt", bemängelt Finch. Neuere Beispiele stammen aus Finchs Forschung zu den Gen-Umwelt-Interaktionen zwischen parasitären Infektionen und dem Alzheimer-Risko-Gen APOE4.
Bei den Tsimane, einem vorindustriellen Stamm in Bolivien, schien das Vorhandensein dieses Gens gemeinsam mit chronischen parasitären Infektionen zur Verbesserung und nicht zur Verschlechterung der Kognition zu führen. Laut dem Wissenschaftler liefern diese erstaunlichen Ergebnisse ein Beispiel dafür, wie das Exposom-Konzept zu einem verbesserten Verständnis der Risikofaktoren für eine Demenz führen könnte.
Quelle: www.pressetext.com/Moritz Bergmann