Tastaturposition eines Wortes steuert Bedeutung
Archivmeldung vom 09.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWörter werden zunehmend nicht nur danach beurteilt, wie sie gehört oder gesprochen werden, sondern zunehmend auch nach ihrer Tippweise. Wörter, die sich überwiegend aus Buchstaben der rechten Seite der Computertastatur zusammensetzen, lösen positivere Emotionen aus als Wörter aus "linken" Buchtaben, berichten Kognitionsforscher vom University College London in der Zeitschrift "Psychonomic Bulletin & Review". Wortlänge, Buchstabenhäufigkeit oder Händigkeit spielen dabei keine Rolle.
Der Effekt trat sowohl bei englischen, niederländischen als auch spanischen Vokabeln auf oder bei Kunstwörtern wie "pleek", am stärksten jedoch bei Wörtern und Abkürzungen, die erst im Tastaturzeitalter kreiert wurden: Das vorwiegend links getippte "greenwash" ist extrem negativ konnotiert, der SMS-Slang "LOL" (laugh out loud) sehr positiv. Die Erklärung der Forscher für das Phänomen: Links von der Tatstaturmitte gibt es mehr Buchstaben - wodurch "rechtslastige" Wörter leichter zu tippen sind und folglich positivere Gefühle auslösen.
Die Grundaussage der Studienautoren Kyle Jasmin und Daniel Casasanto ist die: Wenn Menschen neue Technologien zur Spracherzeugung entwickeln, beeinflussen sie dabei stets auch die Sprache, die sie wiedergeben sollen. Den entdeckten Effekt nennen sie - entsprechend der Bezeichnung der englischsprachigen Tastatur - als "QUERTY-Effekt". Sie gehen jedoch sogar so weit, Eltern bei der Namenswahl ihres Kindes zu "rechtslastigen" Vornamen zu raten, da diese besser eingeschätzt werden - also eher "Molly" als "Sara".
Auch SMS verändern Wahrnehmung
In früheren Studien hat die gleiche Forschungsgruppe - anders als bei der aktuellen Studie - gezeigt, dass die die Tatsache, ob eine Person Rechts- oder Linkshänder ist, die Wahrnehmung der Umgebung erheblich beeinflusst. "Rechts wird demnach von Rechtshändern positiver bewertet als links - und umgekehrt", erklärt Andreas Eder, Psychologe an der Universität Würzburg http://uni-wuerzburg.de , im pressetext-Interview.
Andere Studien zeigen, dass auch schwierig zu tippende Wörter weniger gemocht werden. "Zudem führt bereits die Wahrnehmung eines einzelnen Buchstabens automatisch zu Verhaltensimpulsen in der jeweiligen Schreibhand", berichtet Eder. Sein Kollege Sascha Topolinski hat im Vorjahr auf einen ähnlichen Effekt aufmerksam gemacht: Zahlenfolgen wie 54323, mit der man auf der Tastatur alter Handys "Liebe" buchstabiert, lösen bei der eingebenden Person positive Gefühle aus. Somit dürfte neben der Tastatur auch die "Kulturtechnik SMS" unser Verhältnis zu Wörtern und Zahlen verändert haben.
Quelle: www.pressetext.com/Johannes Pernsteiner