Neue Entdeckung bringt Wissenschaftler der künstlichen Fotosynthese einen großen Schritt näher
Archivmeldung vom 23.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Natur nahm sich viele Millionen Jahre Zeit, um den wichtigsten chemischen Prozess auf Erden zu optimieren: Die Fotosynthese. In einem hoch komplizierten Pigment-Protein-Komplex werden aus Wasser, Kohlendioxid und Sonnenenergie Zucker sowie der Sauerstoff der Atmosphäre erzeugt, die menschliches Leben erst ermöglichen.
Weltweit versuchen Wissenschaftler, diesen Prozess detailliert zu verstehen, um
ihn schließlich künstlich nachzuahmen und damit eine unerschöpfliche und
umweltfreundliche Energiequelle zu erschließen. Mit einer Entdeckung sind
Wissenschaftler des Max-Volmer-Laboratoriums für Biophysikalische Chemie am
Institut für Chemie der TU Berlin zusammen mit Kollegen vom Lawrence Berkeley
National Laboratory in Kalifornien sowie der FU Berlin und dem
Max-Planck-Institut Mülheim der Lösung des Rätsels nun einen entscheidenden
Schritt näher gekommen.
"Konkret haben wir die Struktur des so genannten
Fotosystems II bestimmt, das mit Sonnenenergie Wasser spaltet", erklärt Dr.
Athina Zouni. Sie ist Leiterin der Arbeitsgruppe, die bereits Ende 2005 Aufsehen
mit neuen Erkenntnissen zur Fotosynthese erregte, veröffentlicht in "Nature" im
Dezember 2005.
Im entscheidenden Wasser spaltenden Zentrum des
Fotosystems II sind vier Mangan-, ein Kalzium- und mindestens fünf
Sauerstoff-Atome verknüpft. Doch die richtige geometrische Anordnung der Atome
konnte noch nicht ermittelt werden. Mindestens 18 Modelle wurden in der
Vergangenheit diskutiert. Ohne diese Anordnung kann aber der Mechanismus der
Wasserspaltung nicht verstanden und somit auch nicht für eine künstliche
Fotosynthese nutzbar gemacht werden.
"Wir konnten die Lösung nur durch
internationale Zusammenarbeit finden", erzählt Athina Zouni. "Zur
Strukturbestimmung muss das Fotosystem II Röntgenstrahlen ausgesetzt werden.
Dabei kann das Mangan-Zentrum beschädigt werden. Die Amerikaner entwickelten
dafür eine schonendere Messmethode, die mit den Daten der Kristallographie an
der FU Berlin verknüpft wurde. Wir an der TU Berlin mussten mehr als hundert
winzige Protein-Kristalle von etwa 1 x 0,3 Millimetern heranzüchten. Am Computer
wurden alle möglichen Anordnungen mit den experimentellen Ergebnissen
verglichen."
Schließlich blieb nur eine mögliche Anordnung übrig: Der
Cluster besteht aus vier Mangan-Atomen, die jeweils über zwei Sauerstoff-Atome
verbrückt sind. "Das Versteckspiel der Mangan-Atome ist damit beendet. Jetzt
beginnt eine neue Phase der Forschung, die uns der Entwicklung künstlicher
Katalysatoren zur Energiegewinnung näher bringt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.