BMBF fördert ab 2007 zwei neue Zentren für Innovationskompetenz an der Universität Jena
Archivmeldung vom 11.11.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.11.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDas Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat zwei Initiativen der Friedrich-Schiller-Universität Jena ausgewählt, die es im Rahmen des Programms "Zentren für Innovationskompetenz: Exzellenz schaffen - Talente fördern" (ZIK) unterstützt. Das gab Bundesforschungsministerin Annette Schavan anlässlich der Eröffnung der derzeit in Berlin stattfindenden Innovationswoche Ost bekannt.
Ziel des Programms ist es, leistungsstarke Forschungszentren in Ostdeutschland
zu etablieren und so nachhaltige wissenschaftliche und wirtschaftliche Impulse
zu setzen. Bereits seit 2005 wird im Rahmen dieses Programms die Initiative
"ultra optics" der Jenaer Universität gefördert.
Jetzt wurden insgesamt
zwölf Initiativen in Ostdeutschland ausgewählt, darunter zwei in Thüringen
(beide in Jena). Sie erhalten ab Anfang 2007 jeweils rund 250 000 Euro und
sollen innerhalb eines Jahres eine Strategie und ein Konzept für den Aufbau
eines Forschungszentrums entwickeln. In der dann anstehenden weiteren Runde des
Auswahlverfahrens wird entschieden, welche Zentren Fördermittel in Millionenhöhe
erhalten. Die beiden ausgewählten Initiativen der Universität Jena sind das
Kompetenzzentrum für "Lebensbedrohliche Infektionen" und "OptoFood - Innovative
optische und spektroskopische Technologien für sichere und bessere
Lebensmittel".
Im "Theragnostic-Kompetenzzentrum für Lebensbedrohliche
Infektionen" arbeiten Forscher der Klinik für Anästhesiologie und
Intensivtherapie (Prof. Dr. Konrad Reinhart) und des Instituts für Medizinische
Mikrobiologie des Universitätsklinikums (Prof. Dr. Eberhard Straube) und des
Hans-Knöll-Instituts (Prof. Dr. Axel Brakhage) zusammen. "Theragnostics" vereint
die Begriffe "therapeutics" und "diagnostics" und steht für eine bessere
Verknüpfung der Therapien mit der Diagnose von lebensbedrohlichen Infektionen.
Deren Häufigkeit nimmt weltweit zu. Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr
rund 150 000 Menschen an einer Sepsis (Blutvergiftung). Beinahe die Hälfte der
Patienten überlebt diese Krankheit nicht. "Damit ist Sepsis die dritthäufigste
Todesursache in Deutschland", macht Prof. Dr. Konrad Reinhart das Problem
deutlich. Er ist Sprecher des neuen Zentrums.
Doch ist die Sepsis nicht
nur ein medizinisches, sondern auch ein enormes sozioökonomisches Problem. Schon
heute ist die Sepsis mit jährlich rund 1,7 Milliarden Euro der führende
Kostenfaktor für Deutschland in der Intensivmedizin. "Entscheidend für das
Überleben von Patienten mit einer lebensbedrohlichen Infektion ist eine
frühzeitige Diagnose", betont Prof. Reinhart. Ziel des neuen Kompetenzzentrums
ist es deshalb, neue hochsensitive Diagnostika zu entwickeln, die einen frühen
Beginn der Therapie ermöglichen. Außerdem sollen Diagnostik und Therapie besser
miteinander verknüpft werden, um teure Therapien möglichst zielgenau einsetzen
zu können. Dabei werden individuelle Patientendaten und speziell auf den
Krankheitsverlauf bezogene Faktoren berücksichtigt. "Darin liegt ein
beträchtliches Einsparpotenzial bei den Behandlungskosten", so Prof.
Reinhart.
Die Initiative "OptoFood" bringt die Branchen "Optische
Technologien" und "Lebensmittelproduktion" zusammen. "Unser Ziel ist es,
effizientere Prozesskontrollen und ein besseres Qualitätsmanagement für die
Lebensmittelproduktion zu ermöglichen", erklärt Prof. Dr. Jürgen Popp. Der
Direktor des Instituts für Physikalische Chemie der
Friedrich-Schiller-Universität Jena leitet die "OptoFood"-Initiative, der auch
Forscher des Instituts für Ernährungswissenschaften der Jenaer Universität
(Prof. Dr. Michael Ristow) und des Fachgebiets Qualitätssicherung und
Bildverarbeitung der TU Ilmenau (Prof. Dr. Gerhard Linß) angehören.
Wie
zahlreiche Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre belegen - angefangen von
Acrylamid in Kartoffelchips, über BSE bis hin zu Gammelfleisch -, sind die
bisherigen stichprobenartigen Kontrollen der Lebensmittelqualität ungenügend.
"Es reicht nicht aus, erst das fertige Produkt zu kontrollieren. Vielmehr wäre
es wünschenswert, eine durchgängige Kontrolle aller pflanzlichen und tierischen
Lebensmittel zu erreichen. Es soll also zukünftig die Kontrolle der
Lebensmittelproduktion vom Acker bis ins Supermarktregal durchgängig realisiert
werden", nennt Prof. Popp das langfristige Ziel der Initiative. "Schließlich hat
die Qualität unserer Lebensmittel einen entscheidenden Einfluss auf unsere
Gesundheit", so Prof. Popp weiter. Darüber hinaus können natürlich auch die
Landwirte einen der Qualität ihrer Produkte entsprechenden Preis erzielen.
Um diese Ziele zu erreichen, kombiniert die Initiative "OptoFood"
optische und spektroskopische Analysemethoden mit statistischen
Auswerteverfahren. Die optischen Technologien haben den Vorteil, dass sie
schnell, berührungslos und mit hoher Genauigkeit detaillierte Informationen über
die Qualität der untersuchten Stoffe liefern. Am Ende werden dann innovative
Lösungen stehen, mit denen sich im Produktionsalltag sämtliche Prozesse
kontrollieren lassen. Damit könne man beispielsweise die
Nährstoff-Zusammensetzung und Schadstoffbelastung von Nahrungs- oder
Futterpflanzen bestimmen oder genveränderte Pflanzen in Lebensmitteln aufspüren,
so Prof. Popp.
Quelle: Pressemitteilung Friedrich-Schiller-Universität Jena