Elektronenblitze für die Nanowelt - neue Quelle für ultrakurze Elektronenimpulse
Archivmeldung vom 27.01.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittForscher des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie (MBI) in Berlin-Adlershof haben eine neuartige Quelle für extrem kurze Elektronenimpulse vorgestellt. Es handelt sich um eine hauchfeine Spitze aus Gold, die mit ultrakurzen Lichtimpulsen zum Aussenden von Elektronen angeregt wird.
Forscher des Max-Born-Instituts für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie
(MBI) in Berlin-Adlershof haben eine neuartige Quelle für extrem kurze
Elektronenimpulse vorgestellt. Es handelt sich um eine hauchfeine Spitze aus
Gold, die mit ultrakurzen Lichtimpulsen zum Aussenden von Elektronen angeregt
wird. "Mit diesen Elektronenimpulsen lassen sich ultraschnelle Vorgänge in der
Nanowelt direkt sichtbar machen", erläutert Claus Ropers, der die Arbeiten
gemeinsam mit Daniel Solli, Claus-Peter Schulz, Christoph Lienau und Thomas
Elsässer durchgeführt hat. Die Wissenschaftler berichten darüber in der
aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Physical Review Letters 98, 043907
(2007).
Nanostrukturen spielen eine Schlüsselrolle in Physik, Chemie
sowie den Materialwissenschaften. Sie sind die Grundlage moderner
Mikroelektronik und Kommunikationstechnik. Denn Strukturen mit Abmessungen von
wenigen Nanometern - 1 Nanometer (nm) ist 1 Milliardstel Meter - besitzen
besondere physikalische und chemische Eigenschaften, die sich in weiten Grenzen
gezielt verändern lassen
Um die Abmessungen und andere strukturelle
Eigenschaften von Nanostrukturen zu bestimmen, nutzen Forscher häufig
leistungsstarke Elektronenmikroskope. Dabei entstehen statische Aufnahmen, das
heißt, der zeitlich gemittelte Zustand des Objekts wird erfasst. Die Funktion
von Nanosystemen ist jedoch oft mit Vorgängen verknüpft, die auf einer
Längenskala von Nanometern und in extrem kurzen Zeitskalen im Bereich von
weniger als einer Pikosekunde (ps, der millionste Teil einer Millionstel
Sekunde) ablaufen. Deshalb wird weltweit intensiv an Methoden gearbeitet, die
solche Vorgänge sichtbar machen können, etwa durch Aufnahme einer Folge von
Schnappschüssen. Hierzu eignen sich neben ultrakurzen Lichtblitzen insbesondere
Röntgen- und Elektronenimpulse, die direkte Informationen über schnell
ablaufende Strukturänderungen liefern.
Das Team am MBI demonstrierte
jetzt eine neue Technik zur Erzeugung ultrakurzer Elektronenimpulse. Dabei wird
eine Goldspitze von lediglich 40 nm Durchmesser mit Lichtimpulsen von nur 0,007
ps Dauer beleuchtet. Die Intensität des Lichts wird an der Spitze so stark
überhöht, dass das Licht Elektronen aus dem Metall herausschlägt. Diese
geladenen Teilchen lassen sich zur Untersuchung von Nanostrukturen verwenden.
Die speziellen Bedingungen des Anregungsprozesses führen zu einer extrem kurzen
Dauer der Elektronenimpulse von weniger als 0,02 Pikosekunden (20
Femtosekunden). Entsprechend kurz hintereinander kann die "Elektronenkamera"
Bilder aufnehmen.
Das Potential dieser "punktförmigen" Elektronenquelle
für die Abbildung von Nanostrukturen wurde in Experimenten gezeigt, bei denen
die beleuchtete Metallspitze - vergleichbar einer Rastersonde in einem
Kraftmikroskop - in geringem Abstand über einen 50 nm breiten Nanograben in
einer Metallstruktur hinweggeführt wurde. Entlang des Querschnitts des
Metallgrabens variiert die Elektronenausbeute auf Grund der unterschiedlichen
Erzeugungsbedingungen, woraus direkt das Profil und die elektromagnetische
Feldverteilung des Grabens mit Nanometer-Auflösung bestimmt werden können. Auf
diese Weise könnten etwa elektronische Bauteile im Nanomaßstab und deren
Eigenschaften präzise vermessen werden.
Gegenwärtig setzen die Entwickler die Elektronenimpulse in ersten zeitaufgelösten Experimenten an Nanostrukturen ein, um ultraschnelle Prozesse sichtbar zu machen. Neben der Anwendung in der gezeigten Rastersondengeometrie sehen die Berliner Forscher breite Anwendungsmöglichkeiten ihrer Elektronenquelle in Elektronenbeugungsexperimenten höchster Zeitauflösung an Festkörpern, Oberflächen und molekularen Systemen. Die Entwicklung wurde von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.