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Silber verhindert Schweißmief und macht Bakterien resistent

Archivmeldung vom 20.03.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 20.03.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Seit der Antike ist bekannt, dass Silber bakterientötend ist. Deshalb wird Silber in Kleidern und Waschmaschinen eingesetzt, um die Mief auslösenden Bakterien abzutöten.

"Organisierter Wahnsinn" ist es für Åsa Melhus, wenn "Silber in Kleidern und Waschmaschinen angewendet wird". Bakterien würden dagegen resistent, "und zwar nicht nur gegen Silber, sondern gleich auch gegen Antibiotika". Melhus ist Dozentin für Mikrobiologie am Universitätskrankenhaus in Uppsala und entdeckte vor zwei Jahren den ersten silberresistenten Bakterienstamm in Schweden. Dass immer mehr Produkte Silbernanopartikel enthalten, hält sie für gefährlich: "Es wird Zeit, dass sich eine Gegenbewegung organisiert."

In Trainingsbekleidung, Socken oder Sportunterwäsche sind Silberfäden oder Silberionen eingearbeitet. Silber ist ein Bakterienkiller, dessen keimtötende Wirkung schon in der Antike bekannt war. Früher wurden silberhaltige Verbände zur Behandlung von schwer brandverletzten Patienten verwendet. Silberionen dringen in Bakterien ein, verändern deren Zellstoffwechsel und können so deren Vermehrung stoppen. In Kleidungsstücken kann dieser Effekt ausgenutzt werden, um geruchsbildende Bakterien abzutöten und den Schweißgeruch zu mindern. Aber auch Zahnbürsten und Schneidebrettchen werden mit Silberionen behandelt, zudem gibt es Waschbälle mit Silberfasern oder Duschschläuche, die Silbernanopartikel abgeben.

Im Klärwerk von Schwedens zweitgrößter Stadt Göteborg kam es im vergangenen Jahr nahezu zu einer Verdoppelung des Silbergehalts im Klärschlamm. Damit stieg zum ersten Mal dieser Gehalt wieder an, nachdem der Übergang der Fototechnik auf Digitalfotografie zu einem stetig sinkenden Silbergehalt geführt hatte. Lars Nordén, Chemieingenieur der Anlage, hat dafür nur eine Erklärung: "die wachsende Zahl von Produkten, die mit antibakteriellen Silberionen versehen sind". Die Göteborger Umweltbehörde machte daraufhin einen Test: Die Experten maßen den Gehalt von Silberionen bei neu gekauften Kleidungsstücken, wuschen diese zehnmal bei 40 Grad und nahmen erneut Messungen vor. Alle Textilien gaben in der Wäsche ihre Silberionen ab. Prozentual gesehen war dieser Effekt am stärksten bei einer Socke der Firma Falke: Nach zehn Waschgängen landeten fast alle ihre Silberionen im Abwasser, nämlich 2,89 von 2,9 mg/kg. Den absoluten Rekord hielt eine Socke der Marke "X-Socks": Sie enthielt ursprünglich gar 1.310 mg/kg, wovon dann 1.210 mg herausgewaschen wurden.

Die Hersteller halten das für unproblematisch. Es handele sich nur um minimale Mengen, die beim Waschen in die Abwässer gelangten. Nur ein geringes Risiko sehen auch Forscher des Fraunhofer-Instituts, die im vergangenen Jahr für das Umweltbundesamt eine Studie zur "Beurteilung der Gesamtumweltexposition von Silberionen aus Biozid-Produkten" erstellten. Allerdings erklärten sie auch, dass es bislang zu wenig Daten gebe und das Risiko "bei ansteigender Umweltkonzentration durch verstärkten Silbereintrag steigen" könne. Die schwedische Chemieaufsichtsbehörde "Kemikalieinspektionen" erarbeitet derzeit für die EU-Kommission eine Studie, die Gefahren durch Silberionen klären und die im kommenden Jahr fertig sein soll.

Die australische Sektion der Umweltorganisation "Friends of the Earth" forderte bereits vor zwei Jahren, alle auf dem Markt befindlichen Produkte zurückzurufen, bis die Risiken der Silbernanotechnolgie geklärt sind.

Åsa Melhus sieht das ähnlich: "Es gibt ein Risiko, Silber anzuwenden, dem sollten wir uns nicht einfach aussetzen. Das Vorsichtsprinzip sollte gelten." Eine schwedische Handelskette hat die "Silbersocken" bereits aus dem Sortiment genommen.

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