Erste deutsch-chinesische Weltraummission auf dem Raumschiff Shenzhou
Archivmeldung vom 27.09.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittErstmals werden deutsche Wissenschaftler biologische und medizinische Experimente auf der nächsten chinesischen Shenzhou-8-Mission durchführen. Das erklärte der Magdeburger Professor für Weltraumbiotechnologie, Oliver Ullrich, anlässlich des erfolgten Starts von Shenzhou-7.
Shenzhou-8 soll im Jahr 2010/2011 mit der Trägerrakete "Langer Marsch" vom chinesischen Weltraumbahnhof Jiuquan ins All starten und wird auch ein Experiment des Magdeburger Immunologen und Weltraummediziners Prof. Oliver Ullrich an Bord haben. Das Vorhaben wird vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) und dem "China Manned Space Engineering Office (CMSEO)", koordiniert. Mit an Bord sein werden auch Experimente Deutscher Wissenschaftler mit Augentierchen, Pflanzen, Muskel- und Schilddrüsenzellen.
Seit den ersten Apollo- und Sojus-Raumfahrtmissionen ist bekannt, dass
das menschliche Immunsystem offenbar Probleme mit der Schwerelosigkeit
hat. Astronauten leiden bei längeren Aufenthalten im All verstärkt
unter Infektionen. Auf den ersten Space-Shuttle-Missionen in den 80er
Jahren wurde entdeckt, dass wahrscheinlich die Zellen des Immunsystems
selber die Ursache sind. Ein großer Teil von ihnen verweigert in der
Schwerelosigkeit ihren Dienst. Oliver Ullrich leitet seit vielen Jahren
verschiedene Forschungsprojekte, um diesem Phänomen auf den Grund zu
gehen. Dazu wurden neben bodengestützten Versuchen Experimente in der
Schwerelosigkeit bei bislang vier Parabelflugkampagnen durchgeführt.
Weitere Versuche für die Internationale Raumstation ISS stehen bevor.
Die Experimente an Bord von Shenzhou-8 bauen auf den am Boden und bei
Parabelflügen gewonnenen Erkenntnisse auf, die nun im All überprüft
werden sollen. Wenn die Wissenschaftler damit erfolgreich sind, könnte
das ein großer Schritt zur Lösung des Immunproblems im Weltraum sein.
Prof. Oliver Ullrich leitet auch das im Oktober in Peking stattfindende Deutsch-Chinesische Symposium in der Weltraumbiologie, bei dem nach Möglichkeiten weiterer wissenschaftlicher Zusammenarbeit in der Weltraumforschung zwischen beiden Ländern gesucht wird. "China und Deutschland sind ohne jeden Zweifel kulturell und politisch sehr verschiedene Länder", sagt Ullrich, "aber der kulturelle Unterschied wird sehr klein, wenn man sich erinnert, dass wir alle Menschen sind - und als Menschen versuchen wir, hinter die Grenzen zu schauen, zu verstehen, was hinter dem Horizont liegt. Der nächste Schritt ist der Weltraum", betont der Forscher, "Hier stehen wir ganz am Anfang und gleichzeitig vor einer so großen Herausforderung, die keine Nation allein bewältigen kann. Der Weltraum wird die große Prüfung sein, an der sich zeigen wird, ob die Menschheit in der Lage ist zusammenzuarbeiten, oder nicht."
Quelle: Informationsdienst Wissenschaft e.V.