Körper von Zugreisenden als Heizung genutzt
Archivmeldung vom 01.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Passivhaus-Technik, die unter anderem die Abwärme vom menschlichen Körper nutzt, eignet sich auch für den großen Maßstab. Das haben schwedische Ingenieure nun eindrucksvoll demonstriert. Ihr Vorzeigeprojekt ist "Kungsbrohuset", ein 13-stöckiges und 27.000 Quadratmeter großes Bürogebäude unmittelbar am Stockholmer Hauptbahnhof. "Die Technik ist sehr einfach, wurde jedoch bisher kaum umgesetzt", so Karl Sundholm, Sprecher des Betreibers Jernhusen, im pressetext-Interview.
Geheizt wird das soeben eröffnete Gebäude mit der Körperwärme der 250.000 Zugpendler, die täglich durch den angrenzenden Bahnhof eilen. "Je nach Aktivität erzeugt jeder Mensch zwischen 50 und 100 Watt Energie. Das ist ein Potenzial, das auch in großem Maßstab ausgenutzt werden kann", so Sundholm. Die aufgewärmte Luft der Bahnhofshallen wird durch Ventilatoren zu großen unterirdischen Wassertanks geleitet und wärmt diese. Das Wasser fließt bis ins Heizsystem des 100 Meter entfernten Bürogebäudes und spart dort Heizkosten.
Alles, was das Gebäude an Voraussetzungen benötigte,
sei längst existierende Technologie, betont der Projektleiter. "Wir sind
sonst keine Experimente eingegangen um dadurch zu zeigen, dass man ein
hervorragendes Haus mit heutiger Technik errichten kann." Eine spezielle
Herausforderung sei der Wärmeverlust bei der 100 Meter-Übertragung
gewesen. "Doch selbst hier setzten wir bloß auf Standard-Isolierung."
Ein Fünftel der Heizkosten kann somit jährlich eingespart werden mit
einem Investition, die laut Sundholm nur 40.000 Euro an Mehrkosten
verursachte.
Prototyp für "grünes" Bürogebäude
Die Anwendung dieses Prinzips ist laut dem Jernhusen-Sprecher überall dort sinnvoll, wo sich viele Menschen bewegen. "Das könnten ebenso gut Einkaufszentren, Sportstadien oder große Bürogebäude sein." Ähnliche Dimensionen habe bisher bloß die "Mall of America", ein Einkaufszentrum in Minneapolis, das ebenfalls auf die Abwärme der Einkäufer setzt. Neu an der schwedischen Version ist allerdings, dass hier die menschliche Abwärme aus einem Gebäudes ein anderes heizt. Zudem ist der Klimatisierung im Bahnhof geholfen.
Damit die Rechnung aufgeht, sind freilich Maßnahmen im Einsatz, die den Energieverbrauch des Bürohauses minimieren. Seine Doppelfassade nimmt gleichzeitig Sonnenlicht auf und isoliert, die Raumklimatisierung wird mit dem Wetterbericht abgestimmt um Überhitzung zu verhindern und das Kühlungssystem nutzt Wasser aus einem nahen See. Die Mieter erwartet darüber hinaus gezielte Umweltberatung, Ladestationen für Elektroautos sowie eine überwachte Fahrradgarage mit Umkleideräumen und Duschen.
Quelle: pressetext.austria Johannes Pernsteiner