Schriftart beeinflusst politische Einstellung
Archivmeldung vom 07.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittSchriftarten wird ein starker psychologischer Effekt nachgesagt, der auch in Bezug auf politische Einstellungen nachweisbar sein soll. Eine aktuelle Erhebung aus dem Journal of Experimental Social Psychology, die sich mit Schriftarten befasst, besagt, dass die Schriftstile, die schwierig lesbar sind, Menschen vernünftiger machen. Zwei Studien haben ergeben, dass eine Schriftartenänderung auch zu einer Meinungsänderung führen kann, da es dabei zu einem längeren Verarbeitungsprozess der Informationen kommt.
Die Studie umfasste Texte zum Thema Todesstrafe. Diejenigen, die einen einfach lesbaren Text bekamen, verstärkten ihre bereits etablierte Meinung. Die anderen hingegen verbissen sich nicht darin. In der zweiten Studie mussten die Probanden einen Test-Prozess durchführen. Sie erhielten Akten eines Angeklagten, die diesen entweder lobten oder kritisierten. Diejenigen, die negative Einblicke in das Benehmen des Beschuldigten erhielten, verurteilten ihn leichter. Sobald die Schriftart jedoch geändert wurde, lösten sich die Vorurteile auf.
"Eine Einstellungsänderung hängt grundsätzlich von einem Bündel an Komponenten ab und lässt sich nicht nur auf einen Faktor wie die Schriftart reduzieren", erläutert Stefan Hampl, Abteilungsleiter für Psychologie der Sigmund Freud Privatuniversität http://www.sfu.ac.at , im Interview mit pressetext. Diese seien unter anderem auch vom Kontext und der gesamten Aufmachung eines Textes abhängig.
Die Schriftart "Arial" sei zum Beispiel besser lesbar als "Times New Roman" und würde besser angenommen von den Lesern. Auch die Textblöcke sollten jedoch kleiner sein, um die Aufmerksamkeit zu erhöhen. "Bilder sind ebenfalls in diesem Fall von Bedeutung", so der Experte.
Soziale Erwünschtheit beeinflusst Auskunft
"Erfahrungen haben gezeigt, dass Einstellungen, Meinungen und somit auch Vorurteile nur wenig über das tatsächliche Verhalten einer Person aussagen", führt der Experte aus. Als Beispiel gibt Hampl eine Straßenbefragung zum Thema Rassismus an. "Es wird selten jemand sagen, rassistisch zu sein, weil sich der Mensch über die soziale Erwünschtheit in Bezug auf heikle Themen bewusst ist und angemessen reagiert", so der Fachmann.
Dass eine schwierig lesbare Schriftart nachhaltige Effekte auf bestimmte Einstellungen haben kann, ist laut Experten zweifelhaft. "Um Menschen reflektierter zu machen, wäre es sinnvoller, sie direkt in gewisse Situationen zu bringen, um sie im Detail mitzuerleben", sagt Hampl. Menschen hätten sonst nur ein abstraktes Bild von verschiedenen Alltagsphänomenen wie Todesstrafe oder Rassismus. Ihnen fehle ein persönlicher Bezug, um über eine Situation urteilen zu können.
Quelle: www.pressetext.com/Andreea Iosa