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Temporoparietaler Kortex egoistisch geprägt

Archivmeldung vom 07.02.2019

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2019 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Ich oder Du: Altruismus lässt sich steuern.
Ich oder Du: Altruismus lässt sich steuern.

Bild: pixabay.com, johnhain

"Wird dem Gehirn die Fähigkeit genommen, eigene Wertvorstellungen und finanzielle Anreize gegeneinander abzuwägen, halten Menschen offenbar eher an ihren moralischen Überzeugungen fest." So fasst Forscher Christian Ruff vom Zentrum für Neuroökonomie der Universität Zürich das Ergebnis seiner aktuellen Studie zu den neurobiologischen Grundlagen altruistischer Verhaltensweisen zusammen.

Moral oder Moneten

Ruff und sein Team haben sich auf den rechten temporoparietalen Kortex konzentriert - eine Hirnregion, die eine Schlüsselrolle bei der Steuerung sozialer Entscheidungen einnimmt. In einem Versuch mussten Probanden entscheiden, ob und in welcher Höhe sie Geld an unterschiedliche Organisationen spenden wollten. Dabei stimulierten die Forscher den rechten temporoparietalen Kortex elektromagnetisch, um festzustellen, welcher der drei genannten Beweggründe - grundsätzliche Hilfsbereitschaft, Reputationsüberlegungen oder das Abwägen von moralischen und materiellen Motiven - in diesem Gehirnareal angelegt ist.

Es zeigte sich, dass die Studienteilnehmer grundsätzlich dazu tendierten, gute Zwecke zu unterstützen und schlechte Zwecke abzulehnen. War der finanzielle Anreiz jedoch groß genug, gingen sie von altruistischem zu egoistischem Verhalten über. Länger standhaft - und somit moralischer - blieben die Probanden, wenn die Forscher die Aktivität des rechten temporoparietalen Kortex mittels elektromagnetischer Stimulation senkten.

Bei Beobachtung sozialer

"Selbst höhere finanzielle Anreize haben dann weniger Einfluss", so Ruff. Für den Neuroökonomen eine interessante Erkenntnis, denn: "Grundsätzlich wäre es auch denkbar, dass Menschen intuitiv finanzielle Interessen verfolgen und sich erst aufgrund ihrer Abwägungen für den altruistischen Weg entscheiden", verdeutlicht der Wissenschaftler.

Wussten die Teilnehmer, dass ihre Entscheidungen beobachtet wurden, handelten sie sozialer. Auf diese Überlegungen zur eigenen Reputation hatte die elektromagnetische Stimulation der untersuchten Hirnregion keinen Einfluss, ebensowenig wie auf die grundsätzliche Motivation, sich hilfsbereit zu verhalten. Daraus folgern die Autoren, dass der rechte temporoparietale Kortex nicht Sitz altruistischer Motive an sich ist, sondern uns die Fähigkeit vermittelt, moralische und materielle Werte gegeneinander abzuwägen.

Quelle: www.pressetext.com/Florian Fügemann

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