Eine neue Generation von Solarzellen
Archivmeldung vom 09.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Leibniz Universität Hannover forscht an einer kostengünstigen Alternative zu teuren Silizium-Solarzellen. Die neuen Farbstoffsolarzellen stehen kurz vor der Kommerzialisierung.
Effektive Solarzellen - und trotzdem kostengünstig in der Herstellung: Das
Institut für Physikalische Chemie und Elektrochemie der Leibniz Universität
Hannover arbeitet intensiv an einer Alternative zu herkömmlichen
Silizium-Solarzellen, um die Energieressourcen der Sonne kostengünstiger als
bisher nutzen zu können. Die neuen, so genannten Farbstoffsolarzellen, die die
Sonnenenergie mit Hilfe eines aufgebrachten Farbstoffs in Strom umwandeln, sind
in der Herstellung erheblich günstiger als die bekannten Silizium-Solarzellen.
Ziel der Arbeiten ist, durch neue Fertigungskonzepte die Effektivität der
Farbstoffsolarzellen zu steigern, um sie konkurrenzfähig zur Silizium-Zelle zu
machen.
Zudem hat sich die Forschergruppe zum Ziel gesetzt, flexible
Farbstoffsolarzellen zu entwickeln, die zum Beispiel in Kleidung oder Zeltplanen
integriert werden können. So könnten künftig unterwegs elektronische Geräte ohne
Batterien betrieben werden. Ein attraktiver Nebenaspekt der neuen Solarzellen
ist, dass sie in vielen bunten Farben hergestellt werden können, was sie als
energiebringendes Accessoire durchaus populär machen könnte. Vier von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekte zur Entwicklung und
Verbesserung von Farbstoffsolarzellen werden momentan unter der Leitung von Dr.
Torsten Oekermann bearbeitet.
"Die herkömmlichen Silizium-Solarzellen
sind zwar effizient im Gebrauch,
aber auch sehr teuer in der Herstellung,
weil die erforderlichen Hoch-Temperaturprozesse von fast 2000 Grad Celsius sehr
energieaufwendig sind", erläutert Institutsdirektor Prof. Jürgen Caro. Erste
Prototypen der Farbstoffsolarzellen, die aus Titandioxid bestehen, sind schon im
Verkauf. Bei ihrer Herstellung ist allerdings immer noch eine Temperatur von
mindestens 450 Grad Celsius erforderlich. Die hannoverschen Forscher arbeiten
daran, durch elektrochemische Abscheidung von Titandioxid- und Zinkoxidschichten
die Produktionstemperatur der Zellen auf Raumtemperatur
abzusenken.
Entscheidend für die Herstellung von flexiblen
Farbstoffsolarzellen ist die Erzeugung von Halbleiteroxid-Filmen bei möglichst
niedrigen Temperaturen, weil sonst die leitenden Plastikunterlagen beschädigt
werden. Und hier hält die Leibniz Universität Hannover einen Weltrekord: Die in
Zusammenarbeit mit der japanischen Universität Gifu hergestellten porösen
Zinkoxid-Filme sind im Wirkungsgrad flexibler Solarzellen bislang konkurrenzlos.
Zur Herstellung der Farbstoffsolarzellen werden die Halbleiteroxide als
poröser Film auf eine leitfähige Unterlage aufgebracht. An diese Oxidschicht
wird ein Farbstoff angelagert, in dessen Molekülen durch das Sonnenlicht
Elektronen angeregt werden. Die angeregten Elektronen werden auf das
Halbleiteroxid übertragen und diffundieren zum leitfähigen Rückkontakt. Über den
äußeren Stromkreis gelangen die Elektronen zur Gegenelektrode und von dort durch
einen Elektrolyten zurück zum Farbstoff. So wird ein Photostrom
erzeugt.
Um bei der elektrochemischen Abscheidung die nötige Porosität der Schichten zu erreichen, werden der Abscheidungslösung Additive hinzugefügt, die als "Template" für die Poren dienen. Hier beteiligt sich PD Dr. Michael Wark im gleichen Institut, der über langjährige Erfahrung bei der Anwendung solcher Additive in verschiedenen Herstellungsmethoden verfügt.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.