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Jüngere Bundesbürger sagen häufiger die Unwahrheit als ältere - und haben mehr Verständnis für Lügner

Archivmeldung vom 17.10.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 17.10.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mehr als jeder fünfte Deutsche (21,4%) gibt zu, dass er sich schon einmal bei seinem Arbeitgeber krank gemeldet hat, obwohl er gesund war. Unter den 16- bis 29-Jährigen räumen dies sogar 31,9 Prozent der Befragten ein, unter den über 60 Jährigen - trotz ihrer längeren Berufslaufbahn - nur 9,9 Prozent.

Das ergab eine repräsentative Umfrage für die heute erscheinende Ausgabe des Magazins GEO WISSEN zum Thema "Denken und Kreativität", durchgeführt vom Institut für Demoskopie Allensbach mit 2100 Befragten im gesamten Bundesgebiet (in der Zeit vom 28.7. - 9.8. 2006). Ein ähnliches Bild bei fast allen der zehn abgefragten Situationen: 80,5 Prozent der Jüngeren haben schon einmal einem Freund versichert, sie hätten keine Zeit ihn zu treffen, obwohl sie nur keine Lust hatten; bei den Älteren sind es nur 47,2 Prozent. Unter den Jüngeren haben 11,9 Prozent schon einmal ihrem Partner gegenüber behauptet, beruflich zu tun zu haben, sich aber stattdessen mit dem Ex-Partner getroffen; nur 4,8 Prozent der Älteren räumen das ein.

Das Verständnis für Lügner ist ebenfalls altersspezifisch verschieden: So finden es 22,2 Prozent der Jüngeren verzeihlich, wenn sich jemand beim Arbeitgeber fälschlich krank meldet; aber nur 3,5 Prozent der Älteren tolerieren das.

Überraschend, dass fast jeder fünfte Deutsche (19,4%) Verständnis dafür hat, wenn eine von ihrem Mann geschlagene Frau einer guten Freundin gegenüber behauptet, sie sei gestürzt. Weit geringer (12,2%) ist das Verständnis etwa für eine Verkäuferin, die gegen ihre Überzeugung einer Kundin versichert, ein Pullover stehe ihr gut. Das Verständnis für einen Seitensprung (13,6%) wiederum ist deutlich größer als das für ein Treffen mit einem Ex-Partner unter dem Vorwand, man habe einen beruflichen Termin (2,4%).

Andere täuschen zu können, ist für Wissenschaftler ein Erbe der Evolution; eine Kunst, die enorme geistige Beweglichkeit erfordert. "Betrügerische Kreaturen haben im Überlebenskampf einen Vorteil vor ihren Konkurrenten", zitiert GEO WISSEN David Livingston Smith, Philosophieprofessor an der University of New England in Maine. Die menschliche Gesellschaft, so Smith, sei ein "Netzwerk von Lügen, das unter dem Gewicht von zu viel Ehrlichkeit zusammenbrechen würde". Das Wechselspiel aus Täuschung, Entlarvung, raffinierterer Täuschung versteht der Forscher als die zentrale Triebfeder der Evolution.

Quelle: Pressemitteilung GEO WISSEN "Denken und Kreativität"

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