Textnachricht genauso verletzend wie Gespräch
Archivmeldung vom 02.10.2018
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittTextnachrichten können Nutzer genauso stark emotional verletzen wie von Angesicht zu Angesicht gesprochene Worte. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie von Forschern der UBC Okanagan. Negative Kommentare haben demnach immer die gleiche Wirkung - egal, über welches Medium sie an die Zielperson gerichtet werden.
Emotionales Feedback untersucht
"Textnachrichten sind zu einer beliebten Art der Kommunikation geworden, einschließlich des Austausches hitziger Diskussionen. Unsere Studie ist eine der ersten, die ein klares Bild der emotionalen Wirkung eines kritischen Textes liefert", erklärt Studienautorin Susan Holtzman. Für die Erhebung haben die Experten die emotionalen Reaktionen von 172 Personen im Alter von 18 bis 25 Jahren untersucht, die entweder persönlich, per Textnachricht kritisiert wurden oder gar keine Rückmeldung bekamen (Kontrollgruppe). Die Teilnehmer wurden zudem auch auf ihre Achtsamkeit hin beurteilt - also ihre Fähigkeit, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren.
"Die emotionale Auswirkung der Kritik war auffallend ähnlich unter den Partizipanten in der Textnachrichten- und der Face-to-Face-Gruppe", betont Holtzman. Auffällig war dabei jedoch, dass die Teilnehmer, die weniger Achtsamkeit zeigten und eher emotional reagierten, häufiger über verletzte Gefühle berichteten, wenn die Kritik durch eine Textnachricht ausgelöst wurde. "Im Allgemeinen ist die Verwendung von Textnachrichten zur Bereitstellung negativer Rückmeldungen nicht unbedingt schlecht. Trotzdem ist es wichtig, sich darüber bewusst zu sein, dass nicht jeder in gleicher Weise reagiert - es gibt große Persönlichkeitsunterschiede", erklärt Holztman.
Persönliche Wiedergutmachung
Die Forscher merken an, dass Menschen generell wenig Hemmungen haben, wenn sie eine Textnachricht verfassen. Das könnte auch zu schlechteren Ergebnissen der Kommunikation führen. "Sag nichts in einer SMS, das du nicht auch persönlich aussprechen würdest", rät Holtzman. Unlängst konnten Forscher der University at Buffalo sogar feststellen, dass sich User obendrein unterbewusst ausgegrenzt fühlen, wenn sie die Kommunikation zwischen befreundeten Facebook-Usern lesen. "Und wenn es um die Wiedergutmachung geht, zeigen Studien, dass die persönliche Kommunikation wahrscheinlich auch am besten ist", rät Holtzman abschließend.
Zum Paper "To text or talk: Does communication modality matter when providing criticism to others?": http://sciencedirect.com/science/article/pii/S0747563218302371
Quelle: www.pressetext.com/Sabrina Manzey