Iran: Bronzestatue eines hellenistischen Herrschers mit Hilfe modernster Technik wiedergewonnen
Archivmeldung vom 09.09.2015
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtIm Rahmen eines Projekts des Deutschen Archäologischen Instituts können Bruchstücke im Nationalmuseum Teheran zu einem der eindrücklichsten Zeugnisse der hellenistischen Epoche im Iran rekonstruiert werden.
Die zerschlagene, leicht überlebensgroße Bronzefigur kam bereits 1936 im Schutt eines Heiligtums aus dem 3./2. Jahrhunderts v. Chr. in der südwestlichen iranischen Provinz Chuzestān zu Tage. Weil die sechs Statuenfragmente zu unterschiedlichen Zeitpunkten entdeckt und nach Teheran überführt wurden, lagen sie in verschiedenen Bereichen des Museums. Nachdem sie im August 2015 erstmals nebeneinander betrachtet wurden, gelang die Teilrekonstruktion der Statue.
Drei Fragmente konnten zu einem erhobenen linken Arm zusammengesetzt werden. Dadurch ergibt sich das Standmotiv der Figur: sie stützte sich mit der Linken auf einen Speer – eine für hellenistische Herrscher typische Darstellungsweise.
Im Fokus der Untersuchungen stand der zur Statue gehörige Kopf. Er war in der Antike so stark zerstört worden, dass man den Porträtierten bislang nicht identifizieren konnte. Um die originalen Gesichtszüge zu rekonstruieren, wurde nun in einem photogrammetrischen Verfahren ein digitales 3D-Modell erstellt.
In einem folgenden Schritt werden die Formen der besser erhaltenen rechten Gesichtshälfte gespiegelt und mit der Textur der linken Gesichtshälfte versehen. Aufgebogene und gerissene Bereiche des Gesichtes werden am Modell wieder zurückgebogen und geschlossen. Zum Abschluss des Projektes soll dem Nationalmuseum Irans ein digitaler 3D-Polymerdruck des rekonstruierten Kopfes übergeben werden.
Die Statue bildet das eindrücklichste Zeugnis der hellenistischen Epoche im Iran. Mit ihrer Rekonstruktion soll ihre Qualität und Bedeutung wieder erfahr- und vermittelbar sein. Das Forschungsprojekt wird von Dr. Gunvor Lindström (Eurasien-Abteilung des DAI) geleitet und von der Fritz Thyssen Stiftung gefördert. Die photogrammetrischen Arbeiten und die Modellierung werden von Prof. Thomas Kersten und Dr. Maren Lindstaedt vom Labor für Photogrammetrie & Laserscanning der HafenCity-Universität Hamburg durchgeführt.
Quelle: Deutsches Archäologisches Institut (idw)