Kinder: Reiche Eltern bedeuten mehr Gehirn
Archivmeldung vom 01.04.2015
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJe reicher die Eltern sind, desto größer ist bei Kindern wahrscheinlich auch die Oberfläche des Gehirns, die mit der Intelligenz in Zusammenhang gebracht wird. Zu diesem Ergebnis ist eine Studie des Children's Hospital Los Angeles (CHLA) gekommen. Die laut NewScientist bisher weltweit umfangreichste Studie zur Gehirnstruktur von Kindern und dem sozioökonomischen Status zeigte auch, dass es einen Zusammenhang zwischen der Gehirnoberfläche und dem Ausbildungsniveau der Eltern gibt. Die Forschungsergebnisse wurden in Nature Neuroscience veröffentlicht.
Frühere Studien hatten gezeigt, dass Faktoren wie der Job der Eltern, die Ausbildung und das Einkommen in einer Wechselbeziehung zur Intelligenz der Kinder stehen. Die genaue Erforschung der Ursache stellte sich jedoch als schwierig heraus. Laut CHLA-Forschungsleiterin Elizabeth Sowell weisen Kinder aus Familien mit niedrigerem Einkommen durchschnittlich mehr Probleme bei sprachlichen Fähigkeiten, Leistungen in der Schule und in anderen Bereichen der kognitiven Entwicklung aufweisen. Das bedeute jedoch nicht, dass alle diese Kinder schlechter abschnitten als Kinder mit einem besseren finanziellen Hintergrund. "Es ist jedoch wahrscheinlich, dass ein Mehr an Ressourcen für die Kinder auch ihre Gehirnentwicklung beeinflusst."
Scans und Testergebnisse übereinstimmend
Die Wissenschaftler untersuchten mittels MRI-Scans die Gehirnstruktur von mehr als 1.000 US-Kindern zwischen drei und 20 Jahren. Die Ausbildung der Eltern und das Einkommen ermöglichten dabei eine Vorhersage der Größe der Gehirnoberfläche der Kinder. Die Auswirkungen waren vor allem in den Bereichen, die mit Sprache, Lesen und der räumlichen Orientierung in Verbindung stehen, auffällig. Laut Sowell dürfte eine bessere Isolierung der Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnregionen vorliegen. Nerven leiten elektrische Impulse zwischen Gehirnzellen weiter und sind mit einer schützenden Myelinschicht umgeben. Je besser isoliert ein Nerv ist, desto rascher können auch Impulse übertragen werden.
Zusätzlich wurden die kognitiven Fähigkeiten der Kinder getestet. Wie erwartet, schnitten die Teilnehmer aus reicheren Familien besser ab. Die Eingabe der Scans und der Testergebnisse in ein statistisches Modell ergab, dass die Oberfläche des Gehirns teilweise den Zusammenhang zwischen dem Familieneinkommen und den Testergebnissen erklärt. Anders als bei früheren Studien wurde auch DNA aus Speichelproben zur Abklärung möglicher genetischer Einflüsse untersucht. Das war wichtig, da in den USA die Ethnizität mit dem sozioökonomischen Status in Verbindung steht. Die Gene eines Menschen können zusätzlich zu Variationen in der Form und Größe verschiedener Gehirnregionen führen, die bei dieser Studie keine Rolle spielten.
Bessere Förderung und weniger Stress
Laut Kimberly Noble von der Columbia University, die ebenfalls an der Studie mitarbeitete, könnten mehr Geld den Eltern ermöglichen, die kognitive Entwicklung ihrer Kinder besser zu unterstützen. Eine bessere Ernährung könnte ebenfalls eine Rolle spielen. Es dürfte auch eine Rolle spielen, dass die Eltern weniger gestresst seien und ihren Kindern mehr Zeit widmen können. "Wir gehen davon aus, dass diese Unterschiede in der frühen Kindheit die größte Bedeutung haben dürften. In diesem Zeitraum ist das Gehirn für Erfahrungen am empfänglichsten."
Quelle: www.pressetext.com/Michaela Monschein