Wer sauber ist, tadelt weniger
Archivmeldung vom 17.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGlück hat der, dessen Verfehlungen von jemandem bewertet werden, der sich zuvor die Hände gewaschen hat. Denn wie das Magazin GEO in seiner Februar-Ausgabe berichtet, lässt das gute Gefühl, selbst körperlich rein zu sein, einen Menschen moralische Fehler anderer mit größerer Milde beurteilen.
Dies hat ein Team um die Psychologin Simone Schnall von der Universität Plymouth durch Tests mit rund 40 Studenten herausgefunden. Beim ersten Versuch war die Hälfte der Teilnehmer zuvor unter einem Vorwand gebeten worden, sich die Hände zu waschen. Anschließend sollten alle Probanden Urteile über sechs moralisch bedenkliche Handlungen fällen. Zum Beispiel mussten sie angeben, inwieweit sie Verständnis für eine Person hatten, die ihren Lebenslauf fälscht, um eine gute Stelle zu erlangen. Ergebnis: Die Probanden mit gewaschenen Händen waren signifikant geneigter, dem Missetäter zu verzeihen.
Ähnliches ergab ein zweites Experiment, bei dem die Teilnehmer Sätze aus vorgegebenen Wörtern bilden sollten. Die "saubere" Gruppe, die Begriffe erhalten hatte, die mit Reinheit zu tun hatten (etwa "pur" und "gewaschen"), urteilte milder als die "unreine". Offenbar genügt allein der Gedanke an etwas Sauberes, um eine tolerantere Einstellung zu einer Normverletzung zu entwickeln.
Quelle: GEO