Soziologe Münch beklagt Umbau der Universitäten in Unternehmen
Archivmeldung vom 27.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer in Bamberg lehrende Soziologe Richard Münch beklagt in der ZEIT den Umbau deutscher Universitäten in marktfähige "Unternehmen". "Unter dem globalen Regime der Gedankenlosigkeit, das McKinsey & Co. errichtet haben, ist es zur nicht mehr hinterfragten Selbstverständlichkeit geworden, dass alles besser wird, wenn nicht nur Daimler und Siemens, sondern auch Caritas, Goethe-Institut, Schulen und Universitäten nicht als 'Behörden', sondern als Unternehmen geführt werden", schreibt der Wissenschaftler.
Für diesen Umbau müsse ein hoher Preis entrichtet werden. Aus
selbständigen "Forschern und Lehrern" würden "durch 'Konditionierung'
Punktejäger gemacht", die nur noch bestimmte "Kennziffern" erfüllen
müssten. Aus "Rektoren CEOs" zu machen, "aus Professoren Agenten und
aus Universitäten Unternehmen - genau das ist unter der Hegemonie des
ökonomischen Denkens das Selbstverständlichste der Welt geworden".
Bislang, so schreibt Münch, habe die Eigenverantwortung und die
Reputation des Forschers im Mittelpunkt gestanden: "Wird die
Universität zum Unternehmen gemacht, dann ändern sich die
Verantwortung und die Trägerschaft von Forschung und Lehre
grundlegend. Die Verrechnungseinheit ist jetzt nicht mehr der
individuelle Forscher und Lehrer, sondern das Unternehmen. Es
entsteht jetzt ein akademischer Kapitalismus. Der Erfolg der
unternehmerischen Universität bemisst sich an der
Kapitalakkumulation."
Quelle: Pressemitteilung DIE ZEIT