Brauner Zwerg in fernem Sonnensystem entdeckt
Archivmeldung vom 29.08.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittNoch sind sie eine Rarität im uns bekannten Universum: Sterne, um die Planeten kreisen. Außerhalb unseres Sonnensystems sind bis heute gerade einmal ca. 150 solcher Planeten-Muttersterne bekannt. Astronomen der Friedrich-Schiller-Universität Jena beteiligen sich bereits seit Jahren erfolgreich an der Jagd nach Planeten und erforschen die Eigenschaften der dabei entdeckten Planeten-Muttersterne.
"Wir untersuchen, ob es sich bei den Planeten-Muttersternen jeweils um Einzelsterne oder um Mehrfachsternsysteme handelt", erläutert Prof. Dr. Ralph Neuhäuser. "Das liefert uns wichtige Hinweise darüber, wie der Planetenentstehungsprozess bei Einzelsternen bzw. in Sternensystemen abläuft". Dabei ist dem Inhaber des Lehrstuhls für Astrophysik an der Universität Jena und seinem Team nun ein ganz besonderer Fang ins Netz gegangen: ein Brauner Zwerg, der den Stern "HD 3651" umkreist. "Dabei handelt es sich um den bisher leuchtschwächsten Begleiter eines Planeten-Muttersterns, der direkt - also fotografisch - nachgewiesen wurde", ordnet Prof. Neuhäuser die Jenaer Entdeckung ein. "HD 3651" ist etwa 36 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im Sternbild "Fische".
Für ihre Forschungen beobachten die Astronomen von
der Jenaer Universität bekannte Planeten-Muttersterne über mehrere Jahre. Auf
den aufgenommenen Bildern halten sie dann nach Objekten in der Nähe der
Muttersterne Ausschau und prüfen, ob sich diese Objekte mit den Sternen
mitbewegen. Auf diese Weise wurde "HD 3651" in den vergangenen drei Jahren
sowohl mit dem "New Technology Telescope" der Europäischen Südsternwarte (ESO)
in Chile und dem "United Kingdom Infrared Telescope" auf Hawaii beobachtet und
sein dunkler Begleiter entdeckt.
"HD 3651 B", so der Name des neu
entdeckten Begleiters, gehört mit einer Masse, die zwischen dem 20- bzw.
60fachen der Jupitermasse liegt, zur Gruppe der Braunen Zwerge. Diese Objekte
nehmen eine Zwischenstellung zwischen Sternen und Planeten ein. "Braune Zwerge
haben nicht genug Masse, um mittels Kernfusion kontinuierlich in ihrem Inneren
Energie zu produzieren, wie es etwa unsere Sonne tut", erklärt Markus Mugrauer,
Doktorand am Lehrstuhl für Astrophysik der Jenaer Universität und einer der
Entdecker von "HD 3651 B". "Deshalb ist es so schwierig Braune Zwerge überhaupt
aufzuspüren". Gerade einmal 500 bis 600 °C beträgt die Temperatur an der
Oberfläche des neu gefundenen Begleiters und seine Leuchtkraft ist etwa 300.000
Mal geringer als die unserer Sonne. Damit ist "HD 3651 B" einer der
leuchtschwächsten Braunen Zwerge, die bisher in der Sonnenumgebung aufgespürt
werden konnten.
Ihre Ergebnisse publizierten die Jenaer Forscher und
ihre Kooperationspartner von der ESO und der Universität Tel Aviv gerade im
Fachjournal "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society". Außerdem
stellten sie "HD 3651 B" am vergangenen Mittwoch bei der Generalversammlung der
Internationalen Astronomischen Union in Prag erstmals der Öffentlichkeit vor.
Quelle: Pressemitteilung Informationsdienst Wissenschaft e.V.