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Wissenschaftliche Studie zu sexualisierter Gewalt im Bereich der evangelischen Kirche hat begonnen

Archivmeldung vom 04.12.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 04.12.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Sexualisierte Gewalt hat eine jahrhundertealte Tradition in der katholischen Kirche und ihren daraus entstandenen Sekten (Symbolbild)
Sexualisierte Gewalt hat eine jahrhundertealte Tradition in der katholischen Kirche und ihren daraus entstandenen Sekten (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

Der Forschungsverbund ForuM - Forschung zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland - hat seine Arbeit aufgenommen. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) beteiligt sich finanziell mit 3,6 Millionen Euro an einer breit angelegten Studie zur sexualisierten Gewalt und anderen Missbrauchsformen im Bereich der EKD und der Diakonie.

Die Studie besteht aus fünf themenbezogenen Teilprojekten. Ziel des Forschungsprojektes ist eine Gesamtanalyse evangelischer Strukturen und systemischer Bedingungen, die sexualisierte Gewalt begünstigen und ihre Aufarbeitung erschweren. Damit soll eine empirische Basis für weitere Aufarbeitungsschritte entstehen. Ergebnisse der Studie sollen im Herbst 2023 vorliegen.

Der Forschungsverbund wird von Prof. Dr. Martin Wazlawik von der Hochschule Hannover koordiniert. An dem Forschungsverbund ForuM sind neben der Hochschule Hannover (Prof. Dr. Martin Wazlawik) die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg (Prof. Dr. Thomas Großbölting), die Bergische Universität Wuppertal (Prof. Dr. Fabian Kessl), die Freie Universität Berlin (Dr. Friederike Lorenz), das IPP München (Helga Dill und Dr. Peter Caspari), das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (Prof. Dr. Peer Briken und Dr. Safiye Tozdan), das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit Mannheim (Prof. Dr. Harald Dressing) sowie die Universität Heidelberg (Prof. Dr. Dieter Dölling) beteiligt.

Der neue Sprecher des Beauftragtenrates der EKD zum Schutz vor sexualisierter Gewalt, Landesbischof Christoph Meyns, hebt hervor: "Mit der wissenschaftlichen Studie wird ein wichtiger Punkt des auf der EKD-Synode 2018 beschlossenen 11-Punkte-Plans umgesetzt. Das nun begonnene Forschungsvorhaben überzeugt unter anderem durch die große Interdisziplinarität der Forschenden und das Element der Betroffenenpartizipation. Denn eine wissenschaftliche Aufarbeitungsstudie kann ohne die Mitwirkung Betroffener keine aussagekräftigen Ergebnisse liefern."

Der Präsident des Kirchenamtes der EKD, Hans Ulrich Anke, betont, dass alle Landeskirchen hinter der Studie stehen. "Von der Aufarbeitungsstudie erhoffen wir uns, ein umfangreiches Bild über Fehler der Vergangenheit und Gegenwart sowie besondere Risiken zu bekommen, um unsere Gemeinden und Einrichtungen zu einem noch sichereren Ort für Kinder und Jugendliche zu machen."

Prof. Dr. Josef von Helden, Präsident der Hochschule Hannover, zeigte sich sehr erfreut, dass Forschende seiner Hochschule zusammen mit Kolleg*innen anderer Universitäten und Einrichtungen dazu beitragen werden, neue Erkenntnisse zu liefern und damit einen wichtigen Beitrag zur Aufarbeitung und Prävention leisten: "Ich freue mich, dass wir als Hochschule für angewandte Wissenschaften gemeinsam mit unseren Verbundpartnerinnen und -partnern einen Forschungs- und Transferbeitrag als Grundlage für weitere gesellschaftliche Anstrengungen zum besseren Schutz von Kindern und Jugendlichen leisten können."

Prof. Dr. Wazlawik als Verbundkoordinator verweist auf die wissenschaftliche Unabhängigkeit und den Einbezug von Betroffenen: "Der Forschungsverbund agiert unabhängig von der evangelischen Kirche und es ist vertraglich gesichert, dass der Abschlussbericht von den Wissenschaftler*innen selbstständig veröffentlicht wird. Für Studien im Bereich sexualisierter Gewalt ist diese formelle und inhaltliche Unabhängigkeit elementar. Im kommenden Jahr werden wir auf verschiedenen Wegen zur vielfältigen Mitarbeit an der Studie einladen".

Quelle: EKD Evangelische Kirche in Deutschland (ots)


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