Zukunftsforscher: Deutschland ist im Wesentlichen fertig gebaut
Archivmeldung vom 12.05.2014
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 12.05.2014 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZukunftsforscher erwarten eine schwindende Attraktivität des Eigenheims. In einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Harry Gatterer, Geschäftsführer des "Zukunftsinstituts" in Frankfurt am Main, der Grund liege nicht allein in sinkenden Einwohnerzahlen. "Es gibt bei vielen eine Tendenz, ein Eigenheim zu besitzen. Aber es widerspricht den Lebensgewohnheiten zunehmend", sagte Gatterer.
Die Lebensentwürfe würden nicht nur aufgrund häufiger Trennungen von Paaren flexibler. Hauseigentümer lebten heute auch so lange, dass der Gedanke einer Vererbung des Hauses zunehmend uninteressanter werde. "Bis dahin haben die Kinder schon ganz eigene Ideen und eigene Häuser. Da hat sich die langfristige Zukunftsperspektive des Wohnens schon verschoben", erklärte der Forscher. Wenn noch gebaut wird, erwartet Gatterer den zunehmenden Trend, alte Bausubstanz umzubauen oder Recycling-Häuser zu erstellen. "Deutschland ist im Wesentlichen gebaut", sagte Gatterer. Nach seinen Worten werden Neubauten immer mehr nach dem "Cradle to Cradle"-Prinzip gebaut werden, bei dem die Wiederverwertung des Hauses bei einem späteren Abriss bereits mit bedacht wird. Allein in einer Wohnung von 100 Quadratmetern seien 7,5 Tonnen Metalle verbaut. Diese Zahl mache deutlich, welches Potenzial in einer Wiederverwertung stecke. Das Recycling von Häusern gehört für Gatterer in Konzepte zum Rückbau überflüssigen Wohnraumes. Das betreffe vor allem den ländlichen Raum. Skeptisch sieht Gatterer die Rolle von neuer Technologie in Haushalten. So werde sich die Idee eines Kühlschranks, "der eigenmächtig Nachschub bestellt", wohl nicht durchsetzen. "Wohnen hat immer eine Idee von Souveränität", sagte Gatterer. Deshalb würden nur jene Technologien eine Einsatzmöglichkeit haben, die das Leben leichter machen, "etwa bei der Steuerung von Energie oder der Lichtsteuerung".
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung (ots)