Bayerns Wirtschaft kritisiert den Netzentwicklungsplan für neue Stromtrassen
Archivmeldung vom 21.07.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.07.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Netzentwicklungsplan (NEP), den im Mai die vier großen Netzbetreiber vorstellten, wird von Bayerns Wirtschaft scharf kritisiert. Sie fürchtet um die Versorgungssicherheit und infolge dessen um ihre internatonale Wettbewerbsfähigkeit. Es sei sehr gut, dass es den Netzplan überhaupt gebt und er gerade in einer zweiten Anhörungsphase von allen Beteiligten kommentiert werden könne: "Im Übrigen ist der Plan, so wie er besteht, nicht ausreichend. Denn was er beschreibt, genügt nicht, um die Stromversorgung in Bayern sicherzustellen", sagte Bertram Brossardt, Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) der "Welt am Sonntag".
Der Netzplan müsste eigentlich "das Gerüst sein, um das Vertrauen der Wirtschaft in die Energiewende zu stärken und die Grundlage dafür, dass die Verantwortlichen einen Zeitplan haben, der bis 2022 reicht", sagt Brossardt. "Gelingt das nicht, ist eine steigende Investitionszurückhaltung bei den energieintensiven Unternehmen zu befürchten." Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, einer der größten Arbeitgeberverbände in Deutschland, stützt sich in ihrer Kritik auf ein Gutachten der Dresdner Beratungsfirma Econs Energieversorgung-Consulting, die den Netzplan aus bayerischer Sicht für sie bewertet hat. Es wird vor allem bemängelt, dass es keinen Zeitplan gibt. "In den beschriebenen Maßnahmen fehlt eine Synchronisierung mit dem Ausstiegsplan aus der Kernenergie. Es ist nicht klar, was wann geschehen soll, welche Netzausbau-Maßnahmen nach der Stilllegung von Grafenrheinfeld und Gundremmingen fertiggestellt sein sollen", sagt Brossardt.
2015 werde aber zum entscheidenden Zeitpunkt: "Die heute schon notwendige sogenannte Thüringen-Leitung muss als Sofortmaßnahme eingestuft werden, damit sie 2015 in Betrieb genommen werden kann." Es handelt sich dabei um eine geplante 400-kV-Wechselstromleitung von Thüringen nach Bayern, eine der vier großen geplanten Nord-Süd-Verbindungen. Auf welcher Trasse sie verläuft, ist noch offen, vor Ort wird heftig über neue Strommasten gestritten.
Zweiter Kritikpunkt ist, dass der Netzentwicklungsplan die internationalen Aspekte ausspart: "Eine enge Zusammenarbeit mit den benachbarten Übertragungsnetzbetreibern Deutschlands ist bei der Umsetzung der Netzmaßnahmen des Netzausbauplanes erforderlich", heißt es in dem Gutachten. Bayern müsse dringend Zu- und Abflüsse für Strom nach Tschechien und Österreich schaffen.
Quelle: dts Nachrichtenagentur