Deutsche Wirtschaft besorgt über Chinas Drohung
Archivmeldung vom 08.06.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie deutsche Wirtschaft reagiert besorgt auf Berichte, wonach China über Importzölle nachdenkt, die vor allem deutsche Autobauer treffen würden. Der Außenwirtschaftsexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ilja Nothnagel, sagte der "Welt", er beobachte den Konflikt zunehmend mit Sorge.
"Momentan sieht es so aus, als würde jeder auspacken, was er schon lange in der Schublade liegen hat", sagte der Experte. "Die Geschwindigkeit, mit der gerade ein Thema nach dem anderen auf den Tisch kommt, lässt Zweifel aufkommen, ob beide Seiten wirklich noch das Ziel haben, Handelsschranken abzubauen."
Anton Börner, der Präsident des Außenhandelsverbands BGA, fordert von der europäischen Politik, im Gespräch mit China eine Lösung zu finden: "Ich hoffe weiter, dass man auch in Brüssel zur Vernunft zurückkehrt und nicht den letzten verbleibenden Konjunkturmotor in und für Europa abwürgt.
Angesichts der fragilen konjunkturellen Lage sollte niemand weiter Sand ins Getriebe der Weltwirtschaft streuen", sagte Börner der "Welt". Auch DIHK-Experte Nothnagel mahnt die europäische Politik zu einer pragmatischen Verhandlungsführung: "Beide Seiten müssen das Zeitfenster, das jetzt offen steht, nutzen, um grundsätzlich darüber zu verhandeln, wie China und die EU künftig miteinander Handel treiben wollen."
BDI: Handelskrieg mit China würde eine Million Jobs bedrohen
Nach der Ankündigung der EU-Kommission, Handelszölle gegen chinesische Solarmodule zu verhängen, hat BDI-Präsident Ulrich Grillo vor den Folgen eines möglichen Handelskriegs mit China gewarnt: "An unseren Exporten nach China hängen allein in Deutschland eine Million Arbeitsplätze", sagte Grillo im Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Focus". "Wenn sich der Streit weiter aufschaukelt, sind diese Jobs in Gefahr", fügte der Unternehmer hinzu. "Wir schneiden uns ins eigene Fleisch." Grillo plädierte für eine "verbale Abrüstung". "Zum Glück sind die Zölle nur vorläufig", sagte er. "Ich habe die Hoffnung, dass sich in Gesprächen zwischen Brüssel und China Lösungen finden lassen."
Bundesbank-Prognose: Deutsche Wirtschaft kommt langsam wieder in Schwung
Die deutsche Wirtschaft kommt laut einer neuen Prognose der Bundesbank langsam wieder in Schwung. Die konjunkturellen Perspektiven für Deutschland hätten sich nach der Schwächephase Ende 2012 aufgehellt, teilte die Bundesbank am Freitag mit. Für das laufende Jahr erwartet die Bundesbank eine Zunahme des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,3 Prozent (kalenderbereinigt 0,4 Prozent). Für 2014 geht die Bundesbank von einer Steigerung des realen BIP um 1,5 Prozent (kalenderbereinigt ebenfalls 1,5 Prozent) aus. Die Weltwirtschaft werde im Laufe dieses Jahres wieder Fahrt aufnehmen, auch in der Eurozone zeichne sich eine "konjunkturelle Bodenbildung" ab. "Die gute Arbeitsmarktlage, stärker steigende Löhne und eine nachlassende Teuerung in Deutschland" stützten laut Bundesbankpräsident Jens Weidmann den privaten Verbrauch in Deutschland.
Quelle: dts Nachrichtenagentur