Folgen von Fukushima strahlen auf deutsche Hauspreise aus
Archivmeldung vom 30.07.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Schließung deutscher Atomkraftwerke nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima im März 2011 hat dazu geführt, dass die Hauspreise im näheren Umkreis dieser AKWs um knapp 11% gesunken sind. Dies ist eines der Ergebnisse einer aktuellen Studie von Wissenschaftlern des RWI und des IfW. Verantwortlich für die fallenden Immobilienpreise scheinen die wirtschaftlichen Folgen einer AKW-Schließung auf die umliegende Region zu sein. Für die Studie wurden Daten des Internet-Immobilienportals „ImmobilienScout24“ zu knapp 900.000 Häusern ausgewertet.
Die Stilllegung und Laufzeitverkürzung deutscher Atomkraftwerke nach der Reaktorkatastrophe im japanischen AKW Fukushima Daiichi im März 2011 hat die Immobilienpreise in der Nähe deutscher AKWs sinken lassen. Die Preise für Häuser in einem Umkreis von 5 Kilometern um deutsche Kernkraftwerke, die nach den Vorfällen in Japan stillgelegt wurden, fielen bis Mai 2012 um durchschnittlich knapp 11% im Vergleich zu Preisen für Häuser außerhalb dieses Radius. Die Hauspreise im Umkreis deutscher AKWs, die nach dem Reaktorunfall weiterbetrieben wurden, gaben entsprechend um knapp 5% nach. Auf die Preise von Häusern im Umfeld von AKWs, welche zum Zeitpunkt des Unglücks in Fukushima nicht aktiv waren, konnte kein Effekt festgestellt werden. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie von Wissenschaftlern des RWI und des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW).
Um die Auswirkungen der AKW-Schließungen und Laufzeit-Verkürzungen auf die Immobilienpreise zu untersuchen, wurden die Preise von knapp 900.000 Einzelhäusern ausgewertet, die zwischen März 2009 und Mai 2012 auf dem Internet-Immobilienportal „ImmobilienScout 24“ angeboten wurden. Nicht berücksichtigt wurde der März 2011, in dem sich das Unglück in Japan ereignete.
Schlechtere regionale Wirtschaftslage lässt Immobilienpreise sinken
Für die sinkenden Immobilienpreise rund um deutsche AKWs könnten nach Einschätzung der Wissenschaftler zwei Effekte verantwortlich sein: Zum einen verschlechtert sich mit der Schließung eines AKWs zumindest vorübergehend die wirtschaftliche Lage einer Region. Arbeitsplätze gehen verloren, die Umsätze von Hotels und Restaurants sinken, die Kommunen haben niedrigere Gewerbesteuereinnahmen. Diese schlechteren Rahmenbedingungen spiegeln sich auch in den Immobilienpreisen wider, die Region verliert an Attraktivität. Ein zweiter Effekt ist, dass durch die Reaktorkatastrophe von Fukushima auch in Deutschland Atomenergie als gefährlicher wahrgenommen wird. Entsprechend wird das Wohnen in AKW-Nähe unattraktiver, und die Immobilienpreise sinken. Die Ergebnisse der Studie legen nahe, dass vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Atomausstiegs für die fallenden Hauspreise verantwortlich sind. Denn sie sanken besonders stark im Umkreis von deutschen AKWs, die nach dem Vorfall in Japan abgeschaltet wurden, von denen also keine unmittelbare Gefährdung mehr ausging.
Bereits drei Tage nach dem Reaktorunfall in Japan wurden sieben der insgesamt 17 deutschen AKWs vorübergehend stillgelegt. Anfang Juni 2011 beschloss die Bundesregierung ihre endgültige Schließung sowie die des AKW Krümmel, das bereits seit 2009 nicht mehr am Netz war. Die Laufzeit der übrigen neun deutschen Kernkraftwerke wurde begrenzt, das letzte wird im Jahr 2022 vom Netz gehen.
Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (idw)