NDR Info berichtet exklusiv: Dubioses Geschäft mit Wasser-aus-Luft-Maschinen
Archivmeldung vom 10.08.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 10.08.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Firma Aqua Society aus Herten in Nordrhein-Westfalen verspricht, den Durst von Millionen Menschen weltweit stillen zu können - mit einem angeblich einmaligen Verfahren zur Wassergewinnung, einer Maschine, die Wasser aus Luft gewinnt.
Nach Recherchen von NDR Info verbirgt sich dahinter jedoch ein
dubioses Geschäftsmodell. Über eine Aktiengesellschaft in den USA
versucht Aqua Society Kleinanleger für sich zu gewinnen. Die Firma
hat in den vergangenen zwei Jahren mehrere Millionen Euro durch
Aktienausgaben eingenommen, bis heute aber noch keine ihrer
Wasser-aus-Luft-Maschinen verkaufen können.
Unter anderem mit zahlreichen PR-Meldungen über angebliche
Aufträge sowie mit Fernsehspots während eines Boxkampfs von Wladimir
Klitschko hat Aqua Society dafür geworben, in die Firma zu
investieren. Sie gibt vor, über eine Technologie zu verfügen, die
dazu beitragen könne, das Problem der weltweiten Wasserknappheit zu
lösen. Der Wert des Unternehmens stieg zwischenzeitlich auf mehrere
hundert Millionen Euro.
Die Technologie beruht nach eigenen Angaben auf Kältemaschinen aus
dem Bergbau. Diese hätte Aqua Society weiter entwickelt, um sie dafür
zu nutzen, Trinkwasser zu gewinnen. Die Geräte würden Luft ansaugen,
abkühlen und das so entstehende Kondenswasser sammeln. Nach
Information von NDR Info verbrauchen diese Geräte allerdings etwa
einhundert Mal soviel Energie wie moderne
Meerwasserentsalzungsanlagen. Aqua Society behauptet mit einem
angeblich neuen Verfahren, den Energiebedarf um etwa die Hälfte
reduzieren zu können. Jedoch funktioniert das entsprechende Gerät
noch nicht.
In ihren Jahresberichten gibt Aqua Society außerdem an, die Rechte
an verschiedenen patentierten Technologien zu besitzen. Tatsächlich
handelt es sich bei den angegebenen Patentnummern nur um Anmeldungen
für Patente, die nach Auskunft des Patentamts teilweise sogar
erloschen sind.
Die Einnahmen aus der Ausgabe von eigenen Aktien wurden zu großen
Teilen in Form von Beraterverträgen ausgezahlt, unter anderem an die
beiden Mehrheitseigner von Aqua Society, Hubert Hamm und Achim Stamm.
Ihren Angaben zufolge wurde das Geld für Forschung und Entwicklung
sowie für Rechtsberatung und -gebühren aufgewendet. Stamm und Hamm
halten über eine Kapitalgesellschaft in den Vereinigten Arabischen
Emiraten etwa 70 Prozent der Anteile an der Firma.
Quelle: Pressemitteilung NDR
Anmerkung der Redaktion Extremnews:
Die Firma Aqua Society war bisher auf eine Anfrage von uns zu keiner Stellungnahme gegenüber unserer Redaktion bereit.