Handwerkspräsident: Mit weniger Kündigungsschutz mehr Jobs
Archivmeldung vom 27.12.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer Handwerksverband ZDH hat eine deutliche Lockerung des Kündigungsschutzes gefordert. "Der Kündigungsschutz sollte nur in Betrieben über 20, besser noch über 50 Beschäftigte gelten", sagte ZDH-Präsident Otto Kentzler dem "Tagesspiegel".
"Sicher ist: Wenn die psychologische Hürde
Kündigungsschutz für kleine Unternehmen fällt, wird es mehr
sozialversicherungspflichtige Jobs geben", versicherte er.
Unternehmer, die einmal einen Kündigungsschutz-Prozess mitgemacht
hätten, setzten bei besseren Geschäften erst einmal auf Leiharbeiter
oder Subunternehmer, bevor sie neue Leute einstellten. Regelungen wie
das Gleichbehandlungsgesetz "haben mit dazu geführt, dass wir heute
den inflexibelsten Arbeitsmarkt aller Industrienationen haben", sagte
Kentzler dem Tagesspiegel.
Kentzler sagte, seit sechs Monaten liefen die Geschäfte in seiner
Branche zwar besser. "Aber wir haben fünf Jahre Rezession hinter uns,
und die Betriebe zweifeln, ob das nachhaltig ist." In diesem Jahr
verliere das Handwerk erneut bis zu 20000 Stellen. "2007, wenn wir
vielleicht ein Prozent Wachstum haben, sind wir froh, wenn die
Beschäftigung stabil bleibt." Die anstehende Erhöhung der
Mehrwertsteuer sei ein "Kardinalfehler der Regierung". "Die Delle
wird kommen."
Er bemängelte, dass die Regierung beim Thema Bildung zu wenig tue. "Hier wird viel geredet und wenig getan. Dieses Land muss seine Innovationsfähigkeit bewahren, sonst sind die wirtschaftliche und die soziale Stabilität in Gefahr." Die Koalition müsse generell mehr Geld in die Hand nehmen. Kentzler forderte eine "nationale Bildungsinitiative mit einem ganzheitlichen Ansatz" für Familien, Kindergärten, Schulen und Universitäten. So müsse es etwa eine Kindergartenpflicht und kostenlose Kitaplätze geben. Zur Finanzierung sagte er: "Zehn Euro Kindergeld weniger tun kaum einer Familie weh." Auch die Verbindung von Schule und Wirtschaft müsse besser werden. "Am besten wäre ein verpflichtendes Praktikum für alle Schüler ab der achten Klasse, damit Jugendliche schon früh einen Eindruck vom Berufsleben und den Anforderungen bekommen.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel