Jeder zehnte Gründer ist ausländischer Herkunft
Archivmeldung vom 13.09.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJeder zehnte Gründer in Deutschland war im vergangenen Jahr ausländischer Herkunft (115 000 von 1,1 Millionen Gründern). Die Gründerquote unter den Migranten lag damit im vergangenen Jahr bei 2,9 % und überstieg die der Deutschen um 0,3 Prozentpunkte.
Dies ergab eine Sonderauswertung des aktuellen
KfW-Gründungsmonitors, der jährlich erscheinenden, repräsentativen
Analyse zum Gründergeschehen in Deutschland. Gründer mit
Migrationshintergrund, so ein weiteres Ergebnis der Studie, nutzen
zudem ähnlich intensiv wie deutsche Gründer Beratungsangebote.
"Migrantinnen und Migranten gründen vergleichsweise häufig und gut
vorbereitet. Das zeigt, wie wichtig diese Gruppe für ein lebhaftes
Gründergeschehen hierzulande ist", sagt Ingrid Matthäus-Maier,
Sprecherin des Vorstands der KfW Bankengruppe.
Im Vergleich zeigt sich, dass Migranten stärker zu
Vollerwerbsgründungen tendieren als Deutsche (51 % vs. 43 %).
Mögliche Gründe für diesen Befund sind schlechtere Chancen bei
abhängiger Beschäftigung - etwa wegen fehlender Sprachkenntnis und
einer Benachteiligung durch mögliche Arbeitgeber -, oder aber höhere
Risikobereitschaft und Neigung zur selbständigen Tätigkeit.
Hinsichtlich der Herkunftsländer der Gründer mit
Migrationshintergrund gibt es im mehrjährigen Vergleich (2002 vs.
2006) interessante Verschiebungen: Die unverändert größte
Gründergruppe stellen türkisch stämmige Mitbürger, die 22 % aller
Gründungen ausmachen. Ein starker Rückgang ist jedoch bei den
ebenfalls traditionellen Migrantengruppen mit italienischem oder
griechischem Hintergrund festzustellen. Immer mehr an Bedeutung
gewinnen hingegen Gründer aus Osteuropa, insbesondere aus Russland,
Polen und den Balkanstaaten sowie Kasachstan. Die Anteile dieser
Gruppen summieren sich inzwischen zu knapp 30 %.
Weitere personenbezogene Unterschiede zwischen Gründern mit
Migrationshintergrund und Deutschen: Unabhängig von der Herkunft wird
der größere Anteil der Gründungen durch Männer vollzogen; mit 34 %
ist der Anteil der weiblichen Gründer bei Migranten allerdings noch
etwas geringer als bei Deutschen (39 %). Diese Differenz dürfte
angesichts des hohen Anteils türkisch-stämmiger Gründer auf die
traditionelle Arbeitsmarktferne von weiblichen Migranten muslimischen
Glaubens zurückzuführen sein. Diese These wird dadurch gestützt, dass
mit Anstieg der Gründungen von osteuropäischen Migranten auch mehr
Frauen den Schritt in die Selbständigkeit wagen.
Migranten sind bei der Gründung durchschnittlich 32 Jahre alt und
damit rd. sechs Jahre jünger als Deutsche. Dieser Unterschied
spiegelt die Altersunterschiede in den Populationen beider Gruppen
wieder - die Bevölkerung mit Migrationshintergrund ist deutlich
jünger als die einheimische Bevölkerung.
Gründer mit Migrationshintergrund besitzen genauso häufig die
Hochschulreife (etwa 17 %) und sogar häufiger einen
Hochschulabschluss (18 % vs.14 %) als deutsche Gründer. Gleichzeitig
haben sie häufiger keinen Lehrabschluss (6 % vs. 2 %) und seltener
eine abgeschlossene Lehre (22 % vs. 28 %).
Bei der Branchenaufteilung zeigt sich, dass der Anteil von
Gründungen im Handel bei Migranten mit 40 % fast doppelt so hoch ist
wie der entsprechende Anteil unter deutschen Gründern mit 21 %.
Weiterhin gründen Personen mit Migrationshintergrund häufiger im Bau
(10 % vs. 6 %) und im Gastgewerbe (4 % vs. 2,6 %). Einzel - und
Großhandel offenbaren diesen Gründern besonders gute Voraussetzungen
zum Nutzen ihrer komparativen Vorteile im Austausch zwischen
verschiedenen Kulturen.
Die KfW Mittelstandsbank förderte im vergangenen Jahr den Mittelstand (Gründungen und bestehende Unternehmen) mit rund 22 Mrd. EUR. Allein an Gründer wurden rd. 15.000 Kredite mit einem Volumen von knapp 2,2 Mrd. EUR vergeben. Zu Beginn dieses Jahres rief die KfW - auch in Reaktion auf den immer kleinteiligeren Finanzierungsbedarf von Gründern - die Initiative "Kleiner Mittelstand" ins Leben, durch die besonders Gründer, aber auch junge Unternehmen verstärkt gefördert werden sollen. So wurden zu Beginn des Jahres die Zinsen in den beiden Gründerprogrammen Start-Geld und Mikrodarlehen um rund 30 % gesenkt, was bisher zu einer Erhöhung der Anträge um ein Drittel geführt hat.
Quelle: Pressemitteilung KfW