Steuerungssoftware verzögert ICE-Auslieferung
Archivmeldung vom 24.11.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEin digitales Detail stellt die Deutsche Bahn und die Zugherstellungssparte des Siemens-Konzerns vor tiefgreifende Probleme. Weil das Kommando zum Anhalten eines ICE-Zugs etwa eine Sekunde lang durch den Rechner irrt, verweigerte das Eisenbahn- Bundesamt in der vergangenen Woche der neuesten Baureihe von Siemens die Zulassung, berichtet der "Spiegel". Die Steuerungssoftware, so das Urteil, entspreche nicht den Anforderungen.
Für die Bahn ist dies ein Schock, denn sie hatte die für Dezember zugesagten acht neuen ICE des Typs Velaro D bereits als Reserve für den Weihnachtsverkehr und harte Wintertage einkalkuliert. Entsprechend sauer ist man nun bei der Bahn auf Siemens und dessen Chef Peter Löscher, der noch im September eine Auslieferung vor Ende dieses Jahres zugesagt hatte. Hintergrund des Debakels ist, dass Siemens schon länger mit der Software des neuesten ICE kämpft. Sie muss kompatibel sein mit einem guten Dutzend verschiedener Signalsysteme europäischer Länder, in denen der Zug verkehrt.
Bei Testfahrten mit den bei der Bahn üblichen Doppelzügen kam es zu Kommunikationsproblemen in der Software: Beim Befehl zur Aktivierung der Bremsen erlaubt sich die Steuerung eine Art Gedenksekunde, ehe sie das Kommando umsetzt. Bei einer Geschwindigkeit von 250 Stundenkilometern kommt der Zug nach einer Vollbremsung deshalb erst rund 70 Meter später zum Stehen. Trotzdem strebte Siemens die Zulassung des ICE 3 an. Doch ein Gutachter sperrte sich, und das Eisenbahn-Bundesamt verweigerte daraufhin die Freigabe. Wie lange Siemens nun brauchen wird, um das Problem zu beheben, ist ungewiss.
Vor Weihnachten wollen sich die Spitzen von Bahn und Unternehmen zusammensetzen. Der Kauf neuer Züge in Asien jedenfalls scheint keine Lösung.
Als Bahn-Chef Rüdiger Grube vor einiger Zeit bei einem japanischen Hersteller vorfühlte, winkte dieser ab: Das Zulassungshickhack mit dem Eisenbahn-Bundesamt wolle man sich für keinen noch so großen Auftrag antun.
Quelle: dts Nachrichtenagentur