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Ökonomen zweifeln an Wirksamkeit von EU-Beschlüssen

Archivmeldung vom 09.12.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 09.12.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Manuel Schmidt
Bild: Gerd Altmann  / pixelio.de
Bild: Gerd Altmann / pixelio.de

Führende Ökonomen in Deutschland bezweifeln, dass die Beschlüsse des EU-Gipfels zu einer Stabilisierung der Märkte beitragen. Ob Schuldenbremsen überhaupt funktionieren, sei mehr als zweifelhaft. In jedem Fall bedürfe es Zeit, sie zu implementieren, sagte der Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn, "Handelsblatt-Online".

"Zugleich wird die hiermit verbundene restriktive Fiskalpolitik die zu erwartende Rezession im Euro-Raum verschärfen." Horn hält zudem den politischen Schaden durch die Nicht-Einbeziehung Großbritanniens für immens. "Alles zusammen weckt kein Vertrauen, sondern Zweifel", sagte Horn und fügte hinzu: "Kurzfristig kann ohnehin nur eine Intervention der EZB helfen." Auch der Konjunkturchef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Ferdinand Fichtner, reagierte enttäuscht. "In der Bekämpfung der akuten Krise ist die Politik keinen Schritt weitergekommen", sagte Fichtner "Handelsblatt-Online". "So wurde weder eine Vergrößerung des Rettungsschirms noch eine verstärkte Intervention der Europäischen Zentralbank signalisiert. Nur so könnten aber die akuten Liquiditätsprobleme der südeuropäischen Volkswirtschaften überzeugend gelöst werden."

Der Konjunkturchef des Münchner Ifo-Instituts, Kai Carstensen, wies auf die zahlreichen Risiken hin. Die Gipfel-Ergebnisse seien "nicht viel mehr als Absichtserklärungen", die zudem noch von den beteiligten Ländern ratifiziert werden müssten, während die finanziellen Zusagen der EU-Staaten an den IWF über weitere 200 Milliarden Euro innerhalb von 10 Tagen umgesetzt würden. "Dieses Missverhältnis stimmt sehr nachdenklich", sagte Carstensen "Handelsblatt-Online". Darüber hinaus hätten die Staats- und Regierungschefs angekündigt, dass zum einen die Obergrenze für die Rettungskapazität des Rettungsfonds EFSF und des Dauer-Rettungsschirms ESM überprüft werden solle. Zum anderen solle die im ESM zumindest prinzipiell vorgesehene Möglichkeit, private Investoren an Verlusten von Staatsanleihen zu beteiligen, deutlich reduziert werden. "Es soll also die Haftung durch die Steuerzahler erhöht und die Haftung durch die Investoren beschränkt werden. Damit wird das Haftungsprinzip, ein Grundpfeiler der Marktwirtschaft, verletzt", kritisierte der Ifo-Ökonom.

Deutschland habe damit einmal mehr zusätzliche finanzielle Risiken übernommen. In der Nacht hatten sich die 17 Euro-Länder darauf verständigt, mit einem eigenen Vertrag striktere Regeln zur Haushaltskontrolle umzusetzen. Auf dem EU-Gipfel in Brüssel scheiterten Deutschland und Frankreich mit dem Versuch, zur Rettung des Euro die EU-Verträge mit Zustimmung aller 27 Mitgliedsstaaten zu ändern. Kernpunkte des neuen Vertrages werden eine gesetzlich verankerte Schuldenbremse und automatische Strafen für Defizitsünder sein. Der künftige dauerhafte Euro-Rettungsschirm ESM soll nicht erst 2013, sondern bereits im Sommer 2012 einsatzfähig sein.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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