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Praktiker bezahlte seit 2011 mehr als 80 Millionen Euro für Berater

Archivmeldung vom 21.08.2013

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 21.08.2013 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt
Eingangsbereich eines Kölner Praktiker-Baumarktes
Eingangsbereich eines Kölner Praktiker-Baumarktes

Foto: A.Savin
Lizenz: GFDL
Die Originaldatei ist hier zu finden.

Nach der Pleite der Baumarkt-Kette Praktiker liefern sich ehemalige Investoren und Manager einen heftigen Streit um die Verantwortung für die Insolvenz. Die frü¬here Praktiker-Großaktionärin Isabella de Krassny griff die früheren Vorstände und Aufsichtsräte des Konzerns scharf an. "Diesem Aufsichtsrat ist es zwei Jahre nur darum gegangen, seinen Arsch zu retten", sagte sie gegenüber dem Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 9/2013, EVT 22. August).

Dem ehemaligen Vorstandschef Thomas Fox warf de Krassny indirekt vor, die Insolvenz des Unternehmens bereits im Frühjahr 2012 provoziert zu haben. Sie habe zunächst gar nicht ver-standen, "was der Herr Fox in Wahrheit vorhat", sagte de Krassny. Erst durch Hinweise aus dem Umfeld des Konzerns habe sie von Vorbereitungen für eine Insolvenz erfahren. Auf 'Capital-Anfrage' wies Fox den Vorwurf zurück. Die Insolvenz sei keinesfalls sein Ziel gewesen, sagte er.

Ex-Großaktionärin de Krassny bezifferte ihren persönlichen Verlust durch das Engagement bei Praktiker auf rund 15 Millionen Euro. Den Verdacht, sie habe mit Insider-Geschäften noch am Niedergang ihres Unternehmens verdient, wies sie zurück. Zugleich kritisierte sie die hohen Ausgaben des Managements für externe Beratung in den vergangenen Jahren. "Es gibt keinen Berater, den wir nicht hatten. Es ist unfassbar", sagte de Krassny.

Nach 'Capital'-Recherchen gab Praktiker allein in den Jahren 2011 und 2012 rund 70 Millionen Euro für Unternehmensberater, Rechtsanwälte und Finanzdienstleistungen aus. Im ersten Halb¬jahr 2013 kam ein zweistelliger Millionenbetrag hinzu. Das geht aus internen Dokumenten her¬vor, die 'Capital' vorliegen. Für seine Sanierung nahm der Konzern seit 2012 insgesamt 175 Millionen Euro am Kapitalmarkt auf. Zu den größten Profiteuren gehörten die Wirtschaftskanzlei Freshfields sowie die Unternehmensberatungen Roland Berger, Boston Consulting Group und McKinsey.

Ein vernichtendes Zeugnis für den Praktiker-Aufsichtsrat stellte auch der ehemalige Kontrolleur Alexander Eichner aus. "Dieser Aufsichtsrat war geprägt von Eitelkeiten, Seilschaften, Ver-schleierung, Claqueuren, Schweigern, Intransparenz und Beißhemmungen. Es gab kein Durch-kommen", sagte er gegenüber 'Capital'. Der Sanierungsexperte Eichner war Ende 2012 in das Kontrollgremium eingezogen, legte das Mandat aber bereits nach drei Monaten nieder.

Der langjährige Auslandsvorstand, Michael Arnold, räumte strategische Fehler von Vorstand und Aufsichtsrat ein. Die Billig-Kampagne "20 Prozent auf alles" habe das Unternehmen in eine Falle geführt. "Natürlich haben wir gesehen, dass das nicht gut geht. Aber niemand von uns wusste, wie wir da wieder rauskommen", sagte er 'Capital'.

Quelle: Capital, G+J Wirtschaftsmedien (ots)

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