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Studie: Diversität in Konzernen oft nur Lippenbekenntnis

Archivmeldung vom 14.09.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 14.09.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott
Deutschland gilt international mittlerweile als Billiglohnland (Symbolbild)
Deutschland gilt international mittlerweile als Billiglohnland (Symbolbild)

Bild: Eigenes Werk /OTT

In deutschen Vorstandsgremien ist das Thema Vielfalt immer noch oft die Ausnahme. Das ist das Ergebnis einer Studie der Initiative "Beyond Gender Agenda", über die das "Handelsblatt" berichtet. Das wirtschaftliche Potenzial wird demnach zu wenig beachtet.

Die von der Unternehmerin Victoria Wagner Anfang des Jahres gegründete Initiative hat gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Internationales Management der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg die Geschäftsberichte der 160 im vergangenen Jahr in DAX 30, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen im Hinblick auf die Vorstandszusammensetzung nach Alter, Geschlecht, kulturellem Hintergrund, sexueller Orientierung und Behinderung analysiert.

Zudem wurden die Mitglieder der Geschäftsführung und der Personalführung anonym befragt, wie sie Diversität in ihrem Umfeld wahrnehmen. Das Ergebnis: "Diversität ist in deutschen Konzernen bisher ein reines Lippenbekenntnis. Die Chefetagen sind so homogen wie eh und je", sagte Wagner dem "Handelsblatt". Es gebe zwar Bekenntnisse zu mehr Vielfalt und auch vielerorts schon Budgets – ein gezieltes Diversitätsmanagement gebe es jedoch selten. "Der wirtschaftliche Nutzen von Diversität wird bisher nicht erkannt", so Wagner.

Die Studie erschwert habe die mangelnde Datengrundlage. Diversität werde häufig noch auf einzelne Kategorien wie das Geschlecht und die Herkunft reduziert und nicht umfassend betrachtet. Zu sexueller Orientierung und Behinderung gebe es häufig gar keine Informationen. "Vielen Unternehmen fehlt ein Überblick über die eigene Diversität. So kann das Potenzial nicht gehoben werden und es können auch keine gezielten Maßnahmen zur Förderung von Diversität und zur Etablierung eines inklusiven Arbeitsumfeldes ergriffen werden." Der Studie zufolge beträgt der durchschnittliche Anteil an Frauen in den Vorständen der 160 in DAX 30, MDAX und SDAX gelisteten Unternehmen nur zehn Prozent. Zwei Drittel der Firmen haben gar keine Frau im obersten Managementgremium.

Der durchschnittliche Anteil von Vorstandsmitgliedern mit Wurzeln außerhalb des deutschsprachigen Raums (Deutschland, Österreich, Schweiz) liegt bei rund 25 Prozent. Das niedrige Diversitätsniveau der Vorstände zeigt sich auch in der Kategorie Alter. Der durchschnittliche Vorstand ist 53 Jahre alt. Und bei der Hälfte der untersuchten Vorstände beträgt die Altersspanne der betrachteten Mitglieder weniger als zehn Jahre. "Ein Austausch der Perspektiven von verschiedenen Generationen kann so auf der Vorstandsebene nicht stattfinden", kritisierte Susanne Schmidt, Professorin für Internationales Management an der Universität Magdeburg.

Quelle: dts Nachrichtenagentur

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