Nachteile für Mittelstand und neue Bürokratielasten?
Archivmeldung vom 31.03.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Union fürchtet eine Benachteiligung kleiner und mittlerer Unternehmen durch die Steuerreform. Vor der ersten Lesung der Regierungspläne zur Unternehmensbesteuerung im Bundestag bekräftigen CDU und CSU ihre Kritik am vorliegenden Referentenentwurf, berichtet das Handelsblatt.
„Die bisherigen Eckpunkte belasten ungefähr 250.000 mittelständische Betriebe.
Das muss im Gesetzgebungsverfahren geändert werden“, sagte der finanzpolitische
Sprecher der CDU, Otto Bernhardt, dem Handelsblatt. Der hessische
Ministerpräsident Roland Koch (CDU), der die Bund-Länder-Arbeitsgruppe zur
Unternehmenssteuerreform geleitet hatte, verteidigte hingegen die Reform mit den
Worten, sie sei „mittelstandsfreundlich“ und erhöhe die Wettbewerbsfähigkeit
deutscher Unternehmen. Außerdem sorge sie mit niedrigeren Steuersätzen am Ende
für mehr Steuereinnahmen.
Die Bundesregierung will die
Kapitalgesellschaften bei der Gewinnbesteuerung entlasten. Statt etwa 39 Prozent
sollen die Aktiengesellschaften ab Anfang kommenden Jahres weniger als 30
Prozent Steuern zahlen. Personengesellschaften sollen durch einen Sondertarif
von knapp 29 Prozent auf einbehaltene Gewinne entlastet werden. Um die
Steuerausfälle der Reform dauerhaft auf maximal fünf Milliarden Euro zu
beschränken, so das Handelsblatt, sehe die Reform verschiedene Instrumente zur
Gegenfinanzierung vor, unter anderem die degressive Abschreibung, einen
begrenzten Abzug von Zinskosten und die Einbeziehung der Finanzierungsanteile
von Mieten, Leasingraten und Lizenzen in die Gewerbesteuer.
Neben den
Nachteilen für die KMU sind einigen Politikern von Union und Grünen die hohen
Bürokratiekosten der Reform ein Dorn im Auge. „Bei feierlichen Anlässen fordern
Politiker, jedes neue Gesetz solle darauf hin abgeklopft werden, ob es mehr oder
weniger Bürokratie bringt. Insbesondere klein- und mittelständische Unternehmen
sowie Existenzgründer haben bei Statistik, Buchführung, Sozialversicherungs-,
Gewerbe-, Preis- sowie Straßenverkehrsrecht enorme Lasten zu schultern. Deshalb
ist es nicht einzusehen, warum uns diese Reform noch mehr Bürokratie bescheren
soll“, sagte Michael Müller, Wirtschaftssenator im Bundesverband
mittelständische Wirtschaft (BVMW) und
Geschäftsführer der auf IT-Dienstleistungen spezialisierten a&o-Gruppe. Die
finanzpolitische Sprecherin der Grünen, Christine Scheel, monierte unter
anderem, dass es ökonomisch absurd sei, dass Güter künftig noch mehrere Jahre
abgeschrieben werden müssten, obwohl sie längst verbraucht seien. Es solle
besser bei den bisherigen Abschreibungsmöglichkeiten bleiben.
Quelle: Pressemitteilung Medienbüro.sohn