Iran-Sanktionen ordnen Erdölmarkt neu
Archivmeldung vom 11.02.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.02.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie internationale Energieagentur (IEA)bekannt gegeben, dass die geplanten internationalen Sanktionen gegen den Iran bereits Auswirkungen auf den zwischenstaatlichen Erdölhandel haben, obwohl auch der von der EU angekündigte Importstopp für iranische Lieferungen erst im Juli in Kraft tritt. Schätzungen gehen davon aus, dass der Iran nach Einberechnung der 600.000 Barrel pro Tag, die Europa sich woanders beschaffen wird, insgesamt bis zu einer Mio. Barrel pro Tag weniger exportieren können wird.
"Knappheit wird es auch nach dem Wegfallen des Iran als Importeur kaum geben. Libyen erholt sich schneller als erwartet und fördert schon wieder 80 Prozent der Vorkriegs-Menge. Auch Saudi Arabien hat angekündigt, notfalls kurzfristig die Fördermenge zu erhöhen. Solange nicht unvorhergesehen andere Abnehmer der EU folgen, sehe ich keine Gefahr", sagt Carsten Fritsch, Rohstoffanalyst bei der Commerzbank, im Gespräch mit pressetext. Die IEA geht in ihrer monatlichen Mineralöl-Analyse davon aus, dass der Iran Probleme bekommen wird, seine Ölkontingente am Markt zu platzieren.
Sogar eine zwangsweise Drosselung der Fördermenge scheint laut dem Bericht nicht ausgeschlossen. Obwohl die internationalen Sanktionen erst in vier Monaten schlagend werden, führen die drohenden Auswirkungen auf iranische Banken - und damit auch Erdölgeschäfte mit Teheran - schon jetzt zu einer Neuausrichtung der Handelsinteressen der bisherigen Abnehmer für iranisches Öl. Von der neustrukturierten Nachfrage, vor allem aus Europa und Asien, profitieren unter anderem Russland, Saudi Arabien und der Irak.
Hoher Ölpreis
Selbst China, der größte Abnehmer von iranischem Öl, hat seine Importe umstrukturiert, obwohl es die Sanktionen strikt ablehnt. "China exportiert weniger Öl aus dem Iran, weil es mit dem Preis nicht zufrieden ist", so Fritsch. Die Verhandlungsposition des Reichs der Mitte wird sich durch die Sanktionen jedenfalls deutlich verbessern. In ganz Asien werden derweil Rekord-Importe für afrikanisches Öl, vor allem aus Angola und Nigeria, vermeldet.
"Den Ölpreis sehe ich nicht drastisch auf die Sanktionen reagieren. Die Risiken - auch eine eventuelle Sperre der Wasser-Handelsrouten durch iranische Streitkräfte - sind bereits in den jetzigen Preis eingerechnet. Deshalb haben wir in letzter Zeit einen Anstieg des Preises beobachtet, obwohl momentan tendenziell eher zu viel Öl auf dem Markt ist", erklärt Fritsch.
Quelle: www.pressetext.com/Markus Keßler