Bilanz der Deutschen Bahn verschweigt Staatsinvestitionen
Archivmeldung vom 23.08.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Deutsche Bahn AG rechnet zu ihrer heutigen Halbjahresbilanz wieder falsch, hat das Bündnis "Bahn für Alle" festgestellt. "Die tatsächliche Bahn-Bilanz des Bundes ist negativ: Zieht man die staatlichen Zuschüsse für Schieneninfrastruktur und Nahverkehr von rund acht Milliarden Euro ab, so wird aus dem angeblich dicken Plus ein dickes Minus", sagte Carl Waßmuth vom globalisierungskritischen Netzwerk Attac, einer der 13 Organisationen im Bündnis "Bahn für Alle".
Statt sich an
scheinbaren Gewinnen der DB AG zu erfreuen, solle der Bund seine
Verantwortung als Eigentümer wahrnehmen und die Verkaufspläne
aufgeben. Auch so genannte Volksaktien würden mit ihrem
Renditedruck eine Bahn im Allgemeinwohl unmöglich machen.
Wie das Bundesverkehrsministerium in seiner Statistik "Verkehr
in Zahlen" ausweist, besitzt die DB AG ein Bruttoanlagevermögen
von etwa 180 Milliarden Euro. Der jetzt ausgewiesene Gewinn
mache kaum ein Prozent dieses echten Anlagevermögens aus. "Da
Anleger ihre Rendite ausschließlich auf ihr eingesetztes Kapital
berechnen und mindestens zehn Prozent Rendite fordern, rechnen
Experten nur mit etwa sechs Milliarden Euro Erlös für die Hälfte
der DB-Anteile. Fast 90 Milliarden Euro Vermögen würde der Bund
verschenken und gleichzeitig seinen Einfluss auf den
Schienenverkehr in Deutschland aufgeben", kritisierte Waßmuth.
Eine Kapitalprivatisierung führe zu einer noch stärkeren
Gewinnorientierung des Unternehmens. "Statt einer Bahn für
Anleger brauchen wir eine Bahn mit Allgemeinwohlorientierung,
wie es das Grundgesetz (Artikel 87e, Absatz 4) fordert", sagte
Monika Lege, Verkehrsreferentin von Robin Wood, einem weiteren
Mitglied im Bündnis "Bahn für Alle". "Die Bahn muss der
öffentlichen Hand kein Geld einbringen, sie soll im Gegenteil
der öffentlichen Hand Geld wert sein, damit mehr Verkehr auf die
Schiene verlagert und das Klima geschützt wird. Jugendliche, Senioren,
Behinderte und Menschen ohne Auto dürfen nicht von der Mobilität
ausgeschlossen werden."
Auch das in der SPD diskutierte Volksaktien-Modell verstärke die
Gewinnorientierung der Deutschen Bahn AG. "Große
Finanzinvestoren sind zwar die größere Gefahr, da sie
ausschließlich an ihrer Rendite und keineswegs am Bahnverkehr in
Deutschland interessiert sind", sagte Waßmuth. Doch werde auch
mit dem Volksaktien-Modell das in 170 Jahren geschaffene
Bahnsystem dem Renditestreben unterworfen. "Mit dem
Volksaktienmodell wird der Gesellschaft suggeriert, es würde
Volkseigentum entstehen. In Wirklichkeit wird aber der
Ausverkauf öffentlichen Eigentums betrieben. Die Deutsche Bahn
AG gehört längst allen, denn sie befindet sich zu hundert
Prozent im Eigentum des Bundes", sagte Attac-Experte Waßmuth.
Der Effekt der so genannten Volksaktie, einer vinkulierten
stimmrechtslosen Namensaktie, soll sein, dass der politische
Einfluss des Bundes auf die DB AG gesichert wird. Ein ähnliches
Modell im VW-Gesetz von der EU-Kommission gekippt. "Bahn-
Volksaktien würden also wahrscheinlich im Nachhinein doch
handelbar werden und Investoren könnten Mitbestimmungsrechte
erhalten", warnte Waßmuth. Das Volksaktienmodell könne die
Gefahren einer Kapitalprivatisierung nicht verhindern. "Die
beste Lösung ist die Bahn in öffentlicher Hand."
Quelle: Pressemitteilung ROBIN WOOD