Milliardenbetrug mit Privatpatienten
Archivmeldung vom 28.07.2008
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Oliver RandakDie Masche war bekannt, doch nun schlägt die Branche Alarm: Bis zu zehn Prozent der Rechnungen für privatärztliche Behandlungen seien zu hoch, klagen die Versicherer. Den Schaden zahlen müssen die Kunden.
Die privaten
Krankenversicherungen beklagen die zunehmende Abzocke ihrer
Versicherten durch Ärzte, Therapeuten und Kliniken. Inzwischen stoßen
PKV-Unternehmen nach eigenen Angaben in bis zu zehn Prozent der Rechnungen auf
unplausible Positionen, wie der „Spiegel“ am Wochenende meldete. Zudem
verzeichnen sie einen kaum nachvollziehbaren Anstieg von angeblich
erschwerten Behandlungen, für die Ärzte einen Honorarzuschlag verlangen.
Hintergrund sind die höheren Honorare für Privat- im Vergleich zu Kassenpatienten. Wegen der Sparzwänge der gesetzlichen Krankenkassen geben
viele Mediziner offen zu, dass nur die Privatversicherten ihre
Einkommen sichern. Einige Ärzte scheinen zudem zu unlauteren Mitteln zu
greifen. Wegen des rasanten Kostenanstiegs kontrollieren die
Privatversicherer inzwischen gründlicher.
Kreative Rechnungslegung
„Ich
habe schon lange keine Rechnung mehr gesehen, die komplett in Ordnung
war“, sagte PKV-Verbandsgeschäftsführer Joachim Patt dem Blatt. Mit
speziellen Computerprogrammen würden Rechnungen so „optimiert“, dass
die Mediziner bei jedem Krankheitsbild möglichst viel abrechnen können.
Auch
sind den Versicherern Ausgründungen von Pseudo-Privatkliniken an
normalen Krankenhäusern ein Dorn im Auge. Koste ein Kranker in einer
normalen Klinik im Durchschnitt 2600 Euro, so seien es in den
Privatkliniken knapp 4000. Laut PKV-Verband entstehe allein hierdurch
ein jährlicher Schaden von 100 Millionen Euro.