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«Die Telekom versucht eine Remonopolisierung»

Archivmeldung vom 22.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Die Telekom will ihre Konkurrenz stärker zur Kasse bitten dürfen: Für die so genannte «letzte Meile», also das letzte Stück Kabel in die Wohnungen, sollen Arcor, Hansenet und Co. künftig deutlich mehr bezahlen. Werden DSL-Anschlüsse damit teurer?

Es geht nicht nur um eine ganze Menge Geld, sondern um die Zukunft des deutschen Telekommunikationsmarkts. Die Telekom will die Mietkosten für das letzte Stück Kabel in die Häuser erhöhen; anstatt der derzeit noch 10,50 Euro monatlich pro Haushalt wollen die Bonner zukünftig 12,90 Euro von ihren Konkurrenten kassieren.

Als Grund gibt die Telekom gesunkene Kundenzahlen an. «Die Kosten pro Anschluss sind gestiegen, deshalb führt an höheren Entgelten für die Teilnehmeranschlussleitung kein Weg vorbei. Nur so können der Betrieb und die Bereitstellung einer flächendeckenden Infrastruktur finanziert werden», erläutert Timotheus Höttges, Vorstand T-Home bei der Deutschen Telekom. Darüber hinaus mache die Finanzkrise sowie der teure Personalabbau die Kostenerhöhungen notwendig.

Müssen sich die Verbraucher nun auf höhere Telefonrechnungen einstellen? Fest steht, dass die Kosten für die Konkurrenz beträchtlich ansteigen, sollte sich die Telekom mit ihrer Forderung durchsetzen können. «Die Rechnung ist ganz einfach: Wir haben 2,4 Millionen DSL-Kunden, die überwiegend an die letzte Meile angeschlossen sind. Also zwei Millionen Mal 2,40 Euro - diese Zahl möchte ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen», sagte der Hansenet-Sprecher Carsten Nillies. Hansenet verkauft DSL-, Telefon- und Handy-Verträge unter der Marke Alice.

Auf die Frage nach Preiserhöhungen für die Endkunden wich der Hansenet-Sprecher aus. Man wolle zunächst einmal abwarten, ob die Telekom mit ihren Forderungen durchkommt. Etwas deutlicher wurde Jürgen Grützner, Geschäftsführer des VATM, einer großen Lobby-Vereinigung der Telekom-Konkurrenten: «Ich wage zu bezweifeln, dass die Anbieter noch in der Lage sind, die Preise zu erhöhen - der Wettbewerb ist in Deutschland einfach zu hart.»

Doch genau hier liege laut Grützner das viel größere Risiko: Der VATM-Mann sieht den Wettbewerb in Gefahr, sollten sich die Bonner durchsetzen. «Die Telekom versucht hier eine Remonopolisierung, es geht ganz klar darum, sich eine dominierende Marktposition zu schaffen. Einige Unternehmen werden damit vom Markt gedrängt, für die Kunden in Deutschland wäre das schrecklich.» Deswegen fordert sein Verband sogar eine Absenkung der Gebühren.

Nun hoffen die kleineren Anbieter auf die Bundesnetzagentur. Denn die Telekom darf ihre Preise nicht einfach festsetzen, sondern muss eine zuständige Regulierungsbehörde, die Bundesnetzagentur, befragen. Deren Aufgabe ist es, den Wettbewerb zu sichern. So soll verhindert werden, dass der Telekommunikationsriese als Ex-Monopolist den Wettbewerb aushebelt.

Erwartungsgemäß war bei der Bundesnetzagentur nicht viel in Erfahrung zu bringen. Ein Sprecher bestätigte, dass der Antrag samt Kostenunterlagen eingegangen sei und man bis zum 31. März darüber entscheiden werde - dann läuft nämlich die bisherige Regelung aus. Bis dahin werde man die Dokumente prüfen, dazu gehöre es auch, die Konkurrenz mündlich anzuhören. Zu den Erfolgsaussichten des Telekom-Vorstoßes äußerte sich die Behörde nicht.

 Wie die Wettbewerbshüter über den Vorstoß der Telekom entscheiden, kann derzeit niemand sagen. Hansenet-Sprecher Nillies hofft, dass der VATM und die Telekom-Gegner letztlich die besseren Argumente auf ihrer Seite haben werden. Dabei vergleicht er den deutschen Markt mit dem Ausland, wo die Preise für die Kunden ähnlich hoch sind, die anderen Ex-Monopolisten jedoch deutlich weniger verdienen. «In Spanien kostet die Durchleitung 7,70 und in Frankreich 8,20 Euro.»

Bislang haben die Wettbewerbshüter die Gebühren eher gedrückt als erhöht. Kostete der Zugang zum Kunden 1999 noch 12,98 Euro, waren es zuletzt 10,50 Euro. Dabei hat es bislang an Erhöhungsforderungen der Telekom nicht gemangelt, die Behörde setzte sich jedoch zumeist für die kleinen Unternehmen und damit für mehr Wettbewerb ein. Profitiert hat davon vor allem der Kunde - seit der Öffnung des Telekommunikationsmarkts vor mehr als zehn Jahren sind die Kosten laut VATM-Geschäftsführer Grützner um 90 Prozent gesunken.

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