Weselsky teilt aus - Bahnvorstand soll zurücktreten
Archivmeldung vom 07.08.2024
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Freigeschaltet durch Sanjo BabićDer scheidende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), Claus Weselsky, fordert einen Vorstandswechsel bei der Deutschen Bahn AG.
"Die DB braucht eine neue Führungsspitze, damit es eine neue
Führungskultur gibt", sagte Weselsky der "Welt" (Donnerstagausgaben). Zu
einer neuen Führungskultur müsse gehören, "dass die Führungskräfte
gezwungen werden, ihre Dienstreisen mit der Eisenbahn zu machen, statt
Auto oder Flugzeug zu nehmen", fügte Weselsky hinzu. "Schon damit sie am
eigenen Leibe spüren, wie es um den Betrieb und die Beschäftigten
steht. Ich glaube, es gibt kaum ein anderes Großunternehmen, in dem die
Führungskräfte das eigene Produkt so wenig nutzen."
Die
derzeitige Führungsstruktur im Staatskonzern wird nach Weselskys Meinung
weder den Beschäftigten noch den Anforderungen des Betriebs gerecht.
"Ab 1999 ist unter dem damaligen Bahn-Chef Hartmut Mehdorn eine
autoritäre und betriebsferne Unternehmenskultur entstanden, bei der in
Leitungspositionen nur Ja-Sager kamen, die Anordnungen von oben
umsetzten. Daran hat sich unter Mehdorns Nachfolgern bis hin zum
aktuellen Vorstandsvorsitzenden Richard Lutz nichts geändert, und die
dadurch entstandenen Probleme verschärfen sich jetzt, weil auf das immer
größer gewordene Chaos von oben mit immer größerem Druck reagiert
wird", sagte Weselsky.
Über die jüngst von der Bahn-Spitze
bekannt gegebenen Sparpläne sagte Weselsky: "Dass die DB AG jetzt
insgesamt 30.000 Stellen abbauen will, würden wir ja begrüßen, wenn das
nur die aufgeblähte Verwaltung und vor allem die rund 3.500 Stellen der
obersten Bürokratie beträfe. Aber dort passiert bisher gar nichts,
während auf der betrieblichen Ebene, die für die Kunden und Fahrgäste
die einzig relevante ist, das Spardiktat schon voll zuschlägt."
So
seien Konzernpläne zur Reduzierung der Stellen von Disponenten für die
Fahrzeug-Bereitstellung und die Dienstpläne der Beschäftigten "gerade in
der jetzigen Lage völlig irrwitzig", sagte Weselsky. "Disponenten sind
Schlüsselfiguren mit großer Verantwortung für das Betriebsergebnis.
Sowohl bei der Qualität, weil die von ausreichendem Personal und
einsetzbaren Zügen abhängt, als auch bei den Kosten, weil guter
Personaleinsatz Geld spart."
Inakzeptabel sei ebenfalls, dass in
ICEs vermehrt nur noch ein Zugchef und ein weiterer Zugbegleiter
eingesetzt würden, die "alle anfallenden Aufgaben für mehr als 800
Fahrgäste zu zweit erledigen" müssten. "Das ist nicht zu schaffen, die
gehen auf dem Zahnfleisch" sagte Weselsky.
Quelle: dts Nachrichtenagentur