Autoforscher Meinig: Lösung der Qualitätsprobleme bei Mercedes dringendste Aufgabe für Zetsche
Archivmeldung vom 06.08.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAutoforscher Meinig: Lösung der Qualitätsprobleme bei Mercedes dringendste Aufgabe für künftigen Daimler-Chef Zetsche; Schrempp „ist gescheitert“; Autobauer praktizieren „brutale Preisknebelungspolitik“ gegenüber Zulieferern Stuttgart/Bamberg</CF>
Der Leiter der Forschungsstelle Automobilwirtschaft in Bamberg (FAW), Wolfgang Meinig, sieht in der
Lösung der Qualitätsprobleme bei Mercedes die dringlichste Aufgabe für den designierten DaimlerChrysler-Chef Dieter Zetsche. Wenn
Zetsche nur dieses Problem in den Griff bekommt, dann hat er schon
Gigantisches geleistet[/ANTWORT]“, sagte Meinig den Stuttgarter
Nachrichten“</CF> (Samstagsausgabe). Bei Mercedes sei in der
Vergangenheit zu stark in eine ausufernde Modellpolitik investiert
und dabei die Qualität vernachlässigt worden. Die Werkstätten seien
heute zu mehr als 30 Prozent mit Gewährleistungs- und Kulanzfällen
ausgelastet. Bei einer FAW-Umfrage unter Händlern sei Mercedes bei
der Qualität auf dem 25. Platz gelandet – von 26 Fabrikaten.
[ANTWORT]Die Kosten wegen Qualitätsmängeln seien bei Mercedes heute
höher als die Forschungs- und Entwicklungsaufwendungen. [/ANTWORT]
„[ANTWORT]Dieter Zetsche hat einen riesigen Spielraum, um die
Produktqualität bei Mercedes zu verbessern“, sagte Meinig. [/ANTWORT]
Den Rücktritt des bisherigen Konzernchefs Jürgen Schrempp begrüßt der
Automobilwissenschaftler: <TH>[ANTWORT]„Seine Verdienste halten sich
ja extrem in Grenzen. Niemand hat das Prinzip des Shareholder- Value
so konsequent propagiert wie Schrempp. Gemessen daran ist er
gescheitert.“ Dass nun der richtige Zeitpunkt für den Wechsel an der
Daimler-Spitze sei, hält Meinig jedoch für „völligen Unsinn“:
[/ANTWORT][ANTWORT]„Schrempp hinterlässt ein schlecht bestelltes
Haus. Viele Probleme sind nicht gelöst.“[/ANTWORT][FRAGE]
[/FRAGE][ANTWORT]Kritisch äußerte sich der FAW-Leiter zum aktuellen
Verhältnis von Autobauern und Zulieferern: „Wir erleben derzeit eine
Preisknebelungspolitik der Hersteller.“ Schon vor Vertragsabschluss
würden die Preise mit „brutalsten Spielchen“ in den Keller getrieben.
Zudem würden so genannte Quick Savings um sich greifen, etwa
nachträgliche Preisnachlässe auf aktuelle Lieferungen – nur damit der
Zulieferer überhaupt in den Auswahlkreis für einen neuen Vertrag
gelangt. „Ich kann verstehen, dass die Lieferanten diese Zahlungen
ohne Gegenleistung als Quasi-Schmiergeld interpretieren. Wenn auf
Unternehmensebene die Moral so über Bord gekippt wird, ist es auch
nicht verwunderlich, dass sich einzelne Mitarbeiter ein Beispiel
daran nehmen und sich auf Schmiergeldzahlungen einlassen“, sagte
Meinig. Bei einer FAW-Umfrage unter Zulieferern hätten BMW und
Porsche noch am besten abgeschnitten, gefolgt von Mercedes.
[/ANTWORT][ANTWORT]„Hält der aktuelle Trend jedoch an, wird die
Zufriedenheit der Mercedes-Lieferanten noch deutlicher sinken“, so
Meinig. [/ANTWORT][ANTWORT]Mittelfristig könnte dieser Druck zu
ungewollten Strukturveränderungen führen, etwa zu verstärkten
Verlagerungen. „Was bleibt den Lieferanten auch anderes übrig, wenn
sie zu Veranstaltungen unter dem Motto „Find your China-price“
eingeladen werden und nur noch Aufträge erhalten, wenn sie sich auf
chinesisches Preisniveau begeben?“, sagte der FAW-Leiter
Quelle: Pressemitteilung Stuttgarter Nachrichten