Siemens-Vorstand sieht Korruptionsaffäre vor Aufklärung
Archivmeldung vom 28.01.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer neue Siemens-Personalvorstand Siegfried Russwurm hat sich überzeugt gezeigt, dass die Korruptionsaffäre des Konzerns kurz vor der Aufklärung steht. "Wir werden in den nächsten Monaten ein deutlicheres Bild der Verantwortlichkeiten für das systematische Fehlverhalten haben. Da sind auch unsere Berater zuversichtlich", sagte Russwurm dem Tagesspiegel.
Der promovierte Ingenieur gehört dem Konzernvorstand seit dem Jahreswechsel an.
Die Reaktionen der Beschäftigten auf die neuen Anti-Korruptions-Regeln seien "überwiegend positiv". Neben einem Internet-Hilfsportal gebe es auch eine 24-Stunden-Telefonhotline, die Mitarbeitern helfe, unsaubere Geschäfte zu erkennen. Seit dem Start im vergangenen Quartal habe es etwa 1000 Anrufe gegeben. Auf das Amnestieangebot hätten sich rund 40 Mitarbeiter gemeldet, sagte Russwurm. "In vier Fällen haben wir einer Amnestie zugestimmt, in zwei Fällen nicht. Den Rest prüfen wir noch." Der Konzern bietet Mitarbeitern ohne Führungsverantwortung an, auf Schadenersatz und Kündigung zu verzichten, wenn sie an der Aufklärung mitwirken.
Russwurm sagte weiter, die Sorge um die US-Wirtschaft treffe Siemens kaum, da sich vor allem der private Konsum abschwäche. "Weil wir aber überwiegend ein Infrastrukturanbieter sind, wird das für uns keine Auswirkungen haben, oder sie werden erst sehr viel später kommen."
Zur Schließung des Nokia-Werks in Bochum sagte Russwurm, der Standort Deutschland sei "extrem wettbewerbsfähig", wenn es um anspruchsvolle Tätigkeiten gehe. Das gelte auch für Berlin, den weltweit größten Fertigungsstandort von Siemens. "Berlin ist ein ganz wichtiger Forschungsstandort und ein Produktionsstandort für sehr komplexe Produkte in geringen Stückzahlen." Im gerade abgelaufenen Quartal habe Siemens im Inland netto 1200 neue Stellen geschaffen, fast so viel wie im gesamten vergangenen Jahr. In Deutschland habe der Konzern derzeit 3100 offene Stellen, sagte Russwurm dem Tagesspiegel.
Quelle: Der Tagesspiegel