Spitzenverband: Höheres Defizit bei GKV als bislang angenommen
Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) rechnet für das Jahr 2024 mit einem deutlich höheren Defizit der gesetzlichen Kassen. "Wir schauen sorgenvoll auf die Finanzsituation der gesetzlichen Krankenversicherung. Allein für dieses Jahr erwarten wir trotz der bereits Anfang 2024 und im Laufe des Jahres erfolgten weiteren Beitragssatzerhöhungen ein Defizit von rund 5,5 Milliarden Euro", sagte die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, der "Rheinischen Post".
"Seit rund zehn Jahren erleben wir Gesundheitsminister, die zwar gut
darin sind, über neue Gesetze die Ausgaben zu steigern, es aber
versäumen, die Stabilität der Beitragssätze in den Blick zu nehmen".
Bislang war von einem Defizit von 4 bis 4,5 Milliarden Euro die Rede
gewesen.
Für 2025 werde der tatsächliche durchschnittliche
Zusatzbeitragssatz "um mindestens 1,0 Beitragssatzpunkte ansteigen".
Gleichzeitig sei kurz vor Weihnachten beschlossen worden, dass der
Beitragssatz zur Pflegeversicherung um 0,2 Prozentpunkte steige. "Anders
ausgedrückt: Zum neuen Jahr gibt es über ein Prozent weniger Netto vom
Brutto und die Politik nimmt das einfach so hin, anstatt entschlossen
gegenzusteuern."
Schon jetzt sei klar, "dass es 2026 weitere
Erhöhungen geben muss", sagte Pfeiffer. "Nehmen wir den
Krankenhaus-Transformationsfonds zur Finanzierung der
Krankenhausstrukturen: Obwohl der Umbau der Krankenhausstrukturen eine
staatliche Aufgabe ist, sollen die gesetzlichen Krankenkassen dafür ab
2026 pro Jahr 2,5 Milliarden Euro zahlen. Allein dafür wird es neue
Beitragserhöhungen geben müssen. Wir halten diese Regelung insgesamt für
verfassungswidrig und prüfen gerade die Möglichkeiten einer
Verfassungsklage dagegen."
Pfeiffer übte harsche Kritik an der
Gesundheitspolitik: "Bei mehr als der Hälfte der Krankenkassen liegen
die Rücklagen unterhalb der gesetzlichen Mindesthöhe. In der Folge
müssen die Krankenkassen, deren Reserven aufgrund der sehr schwierigen
Finanzsituation unter die gesetzliche Mindestreserve gesunken sind,
diese im kommenden Jahr wieder auffüllen, was eine zusätzliche Erhöhung
ihres Zusatzbeitragssatzes erforderlich macht." Die Ausgaben für
Krankenhäuser und Medikamente stiegen praktisch ungebremst, aber die
Versorgung der Menschen werde nicht besser.
Quelle: dts Nachrichtenagentur