Opel-Betriebsrat sieht Gespräch Ghosn/Wagoner negativ: "Keine Entwarnung"
Archivmeldung vom 17.07.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOpel-Betriebsratschef Klaus Franz hat das Gespräch zwischen den Chefs von General Motors und Renault-Nissan über eine mögliche Zusammenarbeit negativ beurteilt. "Auch nach dem Spitzentreffen kann es keine Entwarnung geben", sagte Franz dem Tagesspiegel.
"Auch wenn es nur eine Allianz gäbe,
könnte die Marke Opel unter die Räder kommen." Eine Fusion halte er
für eine Katastrophe, die massive Proteste auslösen würde. "Da sind
sich die Arbeitnehmer-Vertreter von Opel, Renault und GM einig. Es
geht dann ums nackte Überleben."
Die Chefs von GM und Renault-Nissan, Rick Wagoner und Carlos
Ghosn, hatten sich am Freitagabend in Detroit erstmals getroffen, um
eine Zusammenarbeit auszuloten. Die Dreier-Allianz war von
GM-Großaktionär Kirk Kerkorian angeregt worden.
Franz sagte, immerhin sei die Entscheidung gefallen,
Opel-Fahrzeuge vom kommenden Jahr an in den USA zu verkaufen. "Wir
haben es gerade geschafft: Ab 2007 werden im ersten Schritt bis zu
45.000 Autos der Astra-Klasse unter der Marke Saturn in den USA
verkauft."
Franz kritisierte, das GM Opel trotzdem als regionale
Marke betrachte und zum Beispiel nicht für die Mittelschicht in
Indien oder China erschließe. GM verfolge im Gegensatz zu Toyota
keine konsistente Strategie. "Sie wird gewechselt wie die
Unterwäsche. Andere machen Zehn-Jahres-Pläne, bei GM gibt es
Quartalspläne." Nun suche die Zentrale ihr Heil wieder "in einer fast
schon brutalen Zentralisierung", was der Marke Opel schade.
Franz forderte Opel auf, ausgelagerte Arbeiten wieder
zurückzuholen. "Mit der Fertigung etwa von Armatureneinheiten in
Polen sind ein enormer Logistik-Aufwand und hohe Kosten verbunden."
Dieser Nachteil lasse sich für Rüsselsheim nutzen, wo bis zu 800 neue
Stellen entstehen könnten. Allerdings werde es andere Konditionen
geben als bei der Stammbelegschaft.
Quelle: Pressemitteilung Der Tagesspiegel