KfW Research: Stimmung im deutschen Mittelstand verschlechtert sich weiter
Archivmeldung vom 05.09.2024
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 05.09.2024 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Mary SmithDas Geschäftsklima im deutschen Mittelstand hat sich im August zum vierten Mal in Folge verschlechtert. Der Einbruch fällt allerdings deutlich moderater aus als noch im Juli. Der Index sinkt im Vergleich zum Vormonat um 1,3 Zähler auf nun minus 19,0 Punkte. Negative Indikatorwerte weisen auf eine unterdurchschnittliche Konjunkturlage hin.
Innerhalb des Geschäftsklimaindex sinkt die Beurteilung der aktuellen Lage um 1,9 Zähler auf minus 17,7 Punkte. Noch schlechter beurteilten die Mittelständler ihre Geschäftslage zuletzt im Juli 2020 (minus 19,1 Punkte), als die Wirtschaft gerade den ersten Corona-Lockdown hinter sich gebracht hatte. Die Geschäftserwartungen auf Sicht von sechs Monaten sinken um 0,9 Zähler auf minus 20,4 Punkte - das ist der tiefste Stand seit sechs Monaten.
Für das KfW-ifo-Mittelstandsbarometer wertet die KfW Ergebnisse der ifo-Konjunkturumfragen aus, unterteilt nach Größenklassen der Unternehmen und Wirtschaftszweigen.
Es gibt aber auch vereinzelt Lichtblicke. So steigt das Geschäftsklima im mittelständischen Einzelhandel im August deutlich um 4,2 Zähler auf nun minus 14,2 Punkte. "Das könnte ein erstes Signal dafür sein, dass sich die zuletzt gestiegene reale Kaufkraft der privaten Haushalte nun langsam auch in einem höheren Konsum niederschlägt", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. Im Bauhauptgewerbe sinkt die Stimmung nur leicht um 0,4 Punkte, was auf eine Bodenbildung in diesem für den Wohnbau wichtigen Segment hindeuten könnte.
Auch in den Großunternehmen fällt die Stimmung im August - und zwar stärker als im Mittelstand. Ihr Geschäftsklimaindex sinkt um 3,5 Zähler auf minus 25,6 Punkte. Anders als im Mittelstand sind es hier allerdings die Geschäftserwartungen, die sich weit deutlicher eintrüben als die aktuelle Lagebeurteilung. Ausreißer nach oben sind die Großunternehmen des Baus, die ihren Schwerpunkt im Wirtschaftsbau und im Tiefbau haben. Ihr Stimmungsindikator verbessert sich um 3,4 Zähler auf minus 2,9 Punkte und damit auf den höchsten Stand seit fast anderthalb Jahren.
"Ein wenig Licht und noch viel Schatten - so lässt sich wohl die aktuelle Stimmung in der deutschen Wirtschaft zusammenfassen. Das Geschäftsklima ist derzeit viel trüber als in früheren Phasen, in denen das Bruttoinlandsprodukt stagnierte. Das zurzeit außergewöhnlich tiefe Stimmungsniveau dürfte vor allem Folge der großen Verunsicherung in den Unternehmen sein, die mit einer Vielzahl transformativer Herausforderungen und hartnäckiger globaler Krisen konfrontiert sind", sagt Dr. Fritzi Köhler-Geib.
Quelle: KfW (ots)