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Nach Selbstmord: Ringen um Merckles Unternehmen geht weiter

Archivmeldung vom 07.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Oliver Randak

Aus Verzweiflung über die hohen Verluste während der Finanzkrise beging der Unternehmer Merckle Selbstmord. Seine Unternehmen müssen nach seinem Tod weiter um ihre Existenz kämpfen.

Nach dem tragischen Tod des Unternehmers Adolf Merckle gehen die Bemühungen um die Rettung seines angeschlagenen Imperiums weiter. "Der Tod des Unternehmers hat keine Auswirkungen auf den weiteren Sanierungsprozess", teilte eine Sprecherin seiner Holding VEM am Dienstag in Ulm mit. Die letzten Vereinbarungen, die Merckle kurz vor seinem Tod mit den rund 30 Gläubigerbanken geschlossen hatte, wiesen dazu in die richtige Richtung, sagte sie. Der 74-jährige Merckle hatte sich am Montag in Blaubeuren bei Ulm von einem Zug überfahren lassen. Seiner Familie hinterließ er nach Angaben der Staatsanwaltschaft Ulm einen Abschiedsbrief.

Die wirtschaftliche Notlage seiner Unternehmen (ratiopharm, HeidelbergCement) und "die Ohnmacht, nicht mehr handeln zu können", hätten den 74-Jährigen gebrochen, teilte die Familie mit. Der meist vom Erfolg verwöhnte Unternehmer war offensichtlich nicht damit zurecht gekommen, dass sein Imperium im Zuge der Finanzkrise und durch Fehlspekulationen mit VW-Aktien in Zahlungsschwierigkeiten geraten war. Die Banken hatten weitere Kredite an die Bedingung geknüpft, dass Merckle seine Kontrolle über einige wichtige Unternehmen wie Ratiopharm und Heidelberg Cement abgibt.

Günther Oettinger würdigt Merckle

Merckles Vorgehen sorgte teilweise für heftigen öffentlichen Protest, seit er im November mit dem Land Baden-Württemberg über eine Landesbürgschaft für seine Unternehmen gesprochen hatte. Die Vorsitzende der Landes-FDP, Birgit Homburger, hatte noch am Montag betont, ihre Partei habe eine solche Bürgschaft damals verhindert. "Bürgschaften sind dazu da, Arbeitsplätze zu sichern und nicht um Spekulationsverluste zu sozialisieren", sagte Homburger am Montag vor Bekanntwerden von Merckles Tod.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) würdigte Merckle am Dienstag als "große Unternehmerpersönlichkeit". "Trotz der Finanzprobleme der letzten Wochen hat Adolf Merckle ein mittelständisches Unternehmen von europäischer Bedeutung aufgebaut. Sein unternehmerisches Vermächtnis bleibt", betonte Oettinger. Bundesforschungsministerin Annette Schavan (CDU) sagte in Berlin: "Er war ein leidenschaftlicher Unternehmer und bedeutender Mäzen. Das Gemeinwesen lag ihm immer sehr am Herzen."

Eine Sprecherin seiner Holding VEM sagte, Merckle habe "als Familienunternehmer zahlreiche Unternehmen zu nachhaltigem Wachstum geführt und damit die Voraussetzungen für eine dynamische Entwicklung von Wirtschaftsstandorten in ganz Deutschland geschaffen". Heidelberg Cement würdigte Merckle dafür, dass er die Firma von einem mittelständischen Zementunternehmen zu einem der weltweit größten Baustoffhersteller gemacht habe.

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