Im Weihnachtsgeschäft drohen Streiks im Einzelhandel
Archivmeldung vom 20.11.2013
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIm Weihnachtsgeschäft drohen Streiks im Einzelhandel. Denn im Tarifstreit zwischen den Arbeitgebern und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi gibt es keine Verhandlungsfortschritte. "Ein Ende ist weiterhin nicht in Sicht. Dafür sind beide Seiten zu weit auseinander", sagte Josef Sanktjohanser, der Präsident des Handelsverbands Deutschland (HDE), der "Welt". Der Manager sprach im Vorfeld des Deutschen Handelskongresses in Berlin von einer "festgefahrenen Situation".
Probleme gibt es schon beim Gegenstand der Verhandlungen: Verdi möchte ausschließlich über Geld sprechen, die Arbeitgeberseite auch über die Modernisierung des Manteltarifvertrags. "Ein großer Block Reformverweigerer sperrt sich gegen eine zeitnahe Modernisierung." Sanktjohanser warnte die Gewerkschaft angesichts der blockierten Gespräche vor einem Arbeitskampf im Advent. "Wer die Unternehmen in dieser wichtigen Zeit belastet, spielt auch mit dem Schicksal der Beschäftigten."
Das Weihnachtsgeschäft ist die mit Abstand wichtigste Zeit für den Einzelhandel. Dort entscheidet sich oftmals, ob am Jahresende Gewinne oder Verluste geschrieben werden. Für 2013 rechnet der HDE mit einem guten Weihnachtsgeschäft. "Der ganz große Schub dürfte allerdings ausbleiben", glaubt Sanktjohanser. "Dafür sind die Störfeuer einfach zu groß." Der Lobbyist verweist dabei unter anderem auf die Angst vor Steuererhöhungen und auf die unverändert steigenden Energiepreise. "Sie senken die Kaufkraft der Verbraucher in einer für die Binnenkonjunktur sehr gefährlichen Art und Weise." Den Handel kostet die Erhöhung der sogenannten EEG-Umlage im Jahr 2013 alleine 1,8 Milliarden Euro. Sanktjohanser kündigte daher Preiserhöhungen an. "Anders geht es nicht, da müssen wir nicht lange drum herum reden."
Über alle Segmente hinweg rechnet der Verbandspräsident mit einem Aufschlag in Höhe von "vielleicht ein bis zwei Prozent". Bei Lebensmitteln werde es tendenziell etwas mehr sein, bei Elektronik und Mode dagegen könne es sogar billiger werden. "Ein durchschnittlicher Supermarkt zahle in diesem Jahr alleine 27.000 Euro an EEG-Umlage, 2014 sind es sogar 31.500 Euro. Die liegen nicht mal eben in der Portokasse", begründet Sanktjohanser.
Für die stationären Händler fordert der langjährige Rewe-Vorstand eine Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. "Zu einem offenen Staat gehört auch, dass ein Einzelhändler seinen Laden öffnen darf, wann er will. Das heißt 24 Stunden am Tag, außer vielleicht am Wochenende." Andere Branchen dürften das schließlich auch. Sanktjohanser kritisierte, dass Landesregierungen wie etwa die rot-grüne Koalition in Nordrhein-Westfalen die Öffnungszeiten wieder stärker reglementieren wollen. "Wenn wir jetzt wieder alles zurückschrauben, darf sich die Politik am Ende nicht wundern, wenn die Innenstädte veröden. Denn im Wettbewerb mit dem Internet werden die stationären Händler durch restriktive Ladenschlusszeiten klar benachteiligt."
Quelle: dts Nachrichtenagentur