Attac: Bankenverband IIF will den Bock zum Gärtner machen
Archivmeldung vom 10.04.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittMit Kritik hat das globalisierungskritische Netzwerk Attac auf den Bericht reagiert, den Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann als Präsident des internationalen Bankenverbandes IIF (Institute of International Finance) vorgestellt hat.
In dem Papier drängt das IIF,
dem 370 Banken aus aller Welt angehören, auf besseres
Risikomanagement, mehr Transparenz bei kompliziert strukturierten
Produkten sowie Änderungen bei der Vergütung von Managern. Der Verband
will einen entsprechenden Verhaltenskodex entwickeln.
"Wer als Ausweg aus der Finanzkrise auf mehr Selbstdisziplin der
Banken setzt, macht den Bock zum Gärtner", sagte Stephan Schilling,
Mitglied im Koordinierungskreis von Attac. Der Internationale
Währungsfonds IWF habe den Banken am Dienstag zu Recht "kollektives
Versagen" vorgeworfen. "Nun die Verursacher der Krise aufzufordern,
sich mal ein bisschen zusammenzureißen, ist lächerlich", betonte
Stephan Schilling. Es sei offensichtlich, dass die Banken mit dem
angekündigten Kodex vor allem eine stärkere staatliche Regulierung
abwehren wollen. Statt auf freiwillige Selbstverpflichtungen zu
vertrauen, müsse die Politik die Finanzmärkte über gesetzliche Regeln
in ihre Schranken verweisen.
Attac fordert unter anderem eine unabhängige Finanzmarktaufsicht, die
über die Zulassung neuer Finanzprodukte entscheidet. Dies könne nicht
den Banken selbst überlassen werden. Schließlich seien es die
Institute selbst gewesen, die auf ihrer Jagd nach 25 Prozent
Eigenkapitalrendite immer komplexere, kaum durchschaubare
Finanzinnovationen bedient und damit die Stabilität des Finanzsystems
aufs Spiel gesetzt hätten.
Die Globalisierungskritiker schlagen zudem vor, die
Eigenkapitalvorschriften für die Vergabe von Krediten neu zu gestalten
und stärkere Sicherheiten zu verlangen. Es sei eines der zentralen
Probleme auf den Finanzmärkten, dass die Banken über zu leichte
Kreditvergabe hochspekulative Finanzinstrumente wie Hedgefonds
ermöglichen.
Zudem müsse sich das Verhalten auf den Finanzmärkten stärker an
langfristigen, nachhaltigen Entwicklungen orientieren. Attac fordert
ein Verbot des bisherigen Systems der Bonuszahlungen. Sofern
Bonussysteme in die Vergütung eingebaut würden, müssten sie
langfristig orientiert sein und auch Abzüge (Mali) ermöglichen.
"Insgesamt müssen die aufgeblähten Finanzmärkte zur Ader gelassen
werden, um ihre Dominanz über die Realökonomie zu brechen", sagte
Detlev von Larcher, ebenfalls Mitglied im Attac-Koordinierungskreis.
Dies sei - über die genannten kurzfristigen Forderungen hinaus - nur
möglich durch einen Abbau der massiven globalen Ungleichverteilung von
Vermögen. Gleichzeitig gelte es, die Kapitalströme wieder unter
Kontrolle zu bringen, etwa durch die Einführung einer Steuer auf alle
Kapital- und Devisentransaktionen.
Quelle: Attac Deutschland