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Deutschland scheut das Risiko - auf Kosten der Zukunft

Archivmeldung vom 26.02.2021

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.02.2021 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić
Leere Kasse, Pleite, Armut & Insolvent (Symbolbild)
Leere Kasse, Pleite, Armut & Insolvent (Symbolbild)

Bild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

In Deutschland wird vergleichsweise wenig Risikokapital in Biotech-Firmen und damit die Medikamentenentwicklung investiert. Das geht aus einer Sonderauswertung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft "Ernst&Young" (EY) für das ARD-Mittagsmagazin hervor.

Demnach holt Deutschland bei Investitionen von Risikokapital in die Biotech-Branche zwar auf, doch im internationalen Vergleich ist das Investitionsvolumen noch immer gering.

So waren es 2016 nur 213 Millionen Euro, im Jahr 2020 mit 882 Millionen Euro dann mehr als viermal so viel. Zum Vergleich: Die viel kleinere Schweiz investierte 2020 umgerechnet rund 820 Millionen Euro, Großbritannien sogar rund drei Milliarden Euro, wie aus einer Erhebung des Schweizer Gesundheitssektor-Fonds HBM hervorgeht.

Neben Deutschland investierten die anderen EU-Länder weitere rund drei Milliarden Euro als Risikokapitalanlagen in die Biotech-Branche. Im Vergleich zu den USA ist das aber noch immer wenig: Die Amerikaner investierten 2020 umgerechnet mehr als zwölf Milliarden Euro in Biotech-Firmen und damit viermal mehr als alle europäischen Staaten zusammen.

Aus Sicht von Branchenverbänden und Experten sind die Investitionen in Deutschland aber dringend nötig, wenn das Land im internationalen Wettbewerb eine Rolle spielen möchte. Alexander Nuyke von EY kritisiert das Fehlen eines in der Breite funktionierenden Kapitalökosystems: "Es braucht in Deutschland bessere Rahmenbedingungen zur Eigenkapitalmobilisierung, etwa über steuerliche Vorteile für Risikokapital." Darüber hinaus wären mehr Gründerzentren und Plattformen dringend notwendig, die Wissenschaft und Unternehmen miteinander verbinden und für eine schnellere Umsetzung von Ideen aus der Forschung in marktfähige Produkte sorgen, so der Experte.

Die Investitionen sind in der Medikamentenforschung ein wichtiger Faktor. Für die Zulassung von Medikamenten sind umfangreiche Tests notwendig, bis zur Marktreife kann die Entwicklung mehrere hundert Millionen Euro kosten. Ob das Medikament tatsächlich zugelassen wird und die Investition sich auszahlt, ist aber nicht sicher. Die Firmen aber brauchen Risikokapital.

Staaten wie die USA versuchen deshalb, die Bedingungen für das Risikokapital günstig zu gestalten, etwa durch Steuererleichterungen. Und die Schweiz hatte kürzlich entschieden, dass Pensionskassen ein Promille der neu eingezahlten Beiträge als Risikokapital anlegen sollen. Dadurch könnten jedes Jahr bis zu 900 Millionen Euro zusammenkommen.

Scheitert die Entwicklung eines Medikaments, zahlt sich die Investition nicht aus. Gelingt sie dagegen, kann häufig mit hohen Renditen gerechnet werden. Noch wichtiger für Länder ist aber die Technologie-Führerschaft, denn diese sichert nicht nur Arbeitsplätze, sondern kann auch weitere Innovationen nach sich ziehen.

Quelle: rbb - Rundfunk Berlin-Brandenburg (ots)

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