Telekom-Aufsichtsrat kritisiert Stellenabbau und fordert politische Rückendeckung
Archivmeldung vom 27.11.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlAngesichts von Kundenexodus und Stellenabbau bei der Deutschen Telekom hat der Aufsichtsrat und Chef des Konzernbetriebsrats Wilhelm Wegner die Politik zu mehr Rückendeckung und einer Abkehr von der Marktregulierung aufgefordert.
"Wenn hier
kein Politikwechsel stattfindet, wird sich bald die Frage stellen:
Wer frisst wen?" warnt Wegner im Gespräch mit stern.de vor einer
Übernahme der Deutschen Telekom durch amerikanische Konkurrenten.
"Wenn die Politik die Telekommunikationsindustrie nicht an Investoren
etwa aus den USA verlieren will, muss sie umdenken wie in der
Luftfahrt, wo man den amerikanischen Konkurrenten mit Airbus
konterte", sagte Wegner: "Die Telekommunikations- und IT-Branche ist
für Europa eine Schlüsselindustrie. Wir brauchen starke europäische
Spieler."
Aus Sicht Wegners ist eine Marktbereinigung der stark zersplitterten
Telekommunikationsbranche dringend erforderlich, um international
Paroli bieten zu können. Allerdings verbieten - unabhängig vom
Kartellrecht - nationale und europäische Telekommunikationsgesetze
der Deutschen Telekom bislang de facto viele Übernahmen.
Erstmals seit dem Führungswechsel bei der Telekom vor zwei Wochen
kritisiert Konzernbetriebsratschef Wegner gleichzeitig die Pläne der
Konzern-Spitze zum radikalen Stellenabbau. "Unsere Position ist, dass
die Arbeit, die anfällt, verstärkt intern erledigt und nicht an
Fremdfirmen vergeben wird. Heute werden zum Beispiel erst mal externe
Montagefirmen losgeschickt. Und wenn dann etwas nicht funktioniert,
kommt der Telekom-Trupp hinterher. Viele Kunden sind mit dem Service
unzufrieden. Gleichzeitig wird Personal abgebaut - das passt nicht
zusammen."
Seit ihrer Privatisierung 1995 hat die Deutsche Telekom fast 120000 Stellen abgebaut. Bis 2008 sollen weitere 32000 wegfallen. Zudem sieht ein Vorstandsplan vor, dass rund 45000 Angestellte und Beamte in neue Firmen ausgegliedert und nur unter verschärften Bedingungen weiterbeschäftigt werden.
Quelle: Pressemitteilung stern.de