BASF-Vorstandsvorsitzender: "Von den Chinesen können wir lernen"
Archivmeldung vom 24.11.2018
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Freigeschaltet durch André OttDer BASF-Vorstandsvorsitzende Martin Brudermüller hat Deutschland empfohlen, sich stärker an China zu orientieren. "Wir sind in Deutschland bei vielen Dingen gut im Reden, aber nicht im Handeln. Es fehlt auch an langfristigen Ideen, die die gesamte Gesellschaft nach vorne bringen", sagte Brudermüller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. "Wir bleiben hier unter unseren Möglichkeiten. Von den Chinesen können wir lernen, wie man sich langfristig strategisch positioniert und die Ziele mit voller Kraft verfolgt."
Brudermüller forderte langfristige Strategien für Ausbildung, Forschung und Innovation: "Die Infrastruktur muss verbessert werden. Wir brauchen mehr Dynamik bei Glasfasern, 5G oder Künstlicher Intelligenz." Zugleich erhöhte er den Druck auf die Bundesregierung, ein Zuwanderungsgesetz zu beschließen. "Ein Fachkräftezuwanderungsgesetz wäre nicht nur wünschenswert, sondern ist dringend notwendig, damit wir unser Wachstum nicht durch Arbeitskräftemangel ausbremsen", sagte Brudermüller. Dies machten andere Länder wie die USA oder Australien bereits erfolgreich vor. Der BASF-Vorstandsvorsitzende sprach sich zudem für ein starkes Europa als Gegengewicht zu den USA und China aus. "Die Welt ordnet sich gerade neu und zwar zwischen China und den USA. Im Kräftemessen dieser beiden Machtblöcke braucht die Welt dringend einen Antipoden, und das wäre ein starkes Europa", sagte Brudermüller den Funke-Zeitungen.
Staaten hätten heute im Alleingang keine Chancen mehr. Als Vorstandschef und Bürger treibe ihn persönlich die große Sorge um, dass Europa zu zerfallen drohe. "Wir bräuchten aber genau das Gegenteil", mahnte der BASF-Vorstandsvorsitzende. Doch die Europäer stellten derzeit mehr ihre Unterschiede statt das Verbindende heraus. "Wir müssten aber mit einer starken europäischen Stimme sprechen und die haben wir zur Zeit nicht." Deshalb appellierte Brudermüller an die Politik: "Kümmert euch um Europa ." Europa sollte sich auch trotz der zahlreichen Handelskonflikte in seinen Wirtschaftsbeziehungen breit aufstellen. "Wir sollten uns als Europäer nicht nur auf eine Seite stellen, sondern mit allen Ländern und Wirtschaftsräumen Beziehungen so gestalten, um das für unsere Interessen Beste herauszuholen." Die Realwirtschaft mache nicht an Grenzen halt, sondern suche sich die besten Partner. Auch Russland in die G8 zurück zu holen, wäre ein wichtiges Ziel.
Quelle: dts Nachrichtenagentur