Ex-BDI-Chef zur Bewältigung der Krise: Sparen allein reicht nicht
Archivmeldung vom 27.02.2013
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Freigeschaltet durch Manuel SchmidtEuropas Unternehmen sorgen sich, dass die Politik den Bogen bei der Konsolidierung der Etats vor allem in den Krisenländern überspannt. "Am Ziel, die Haushalte zu sanieren, dürfen wir nicht rütteln. Aber dort, wo es nötig ist, sollten wir Regierungen mehr Zeit geben", sagte der Präsident des europäischen Arbeitgeberdachverbands Business Europe, Jürgen Thumann dem "Handelsblatt" (Donnerstagausgabe).
"Wir dürfen es nicht übertreiben, um zu ausgeglichenen Haushalten zu kommen", betonte der ehemalige BDI-Chef. Dafür sei auch das Wahlergebnis in Italien ein Indiz. Business Europe vereint etwa 40 Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände. Sie vertreten rund 20 Millionen Unternehmen aus der EU, aber auch aus Nicht-EU-Staaten wie der Schweiz und der Türkei. Thumann führt den Dachverband seit 2009.
Mit Sparen allein ist es aus Sicht der Wirtschaft nicht getan. "Parallel zur Konsolidierung müssen wir intensiver über Investitionen und Investitionsprogramme nachdenken, auf nationaler wie auf europäischer Ebene", forderte Thumann. Wenn beispielsweise in Griechenland die Wirtschaftskraft seit Ausbruch der Krise um rund 20 Prozent geschrumpft sei, könne man nicht davon ausgehen, dass die Griechen allein aus eigener Kraft aus dem Teufelskreis herausfänden.
Deshalb bedürfe es einer Art Marshallplans, eines koordinierten Investitionsprogramms seitens der EU. Tatsächlich brechen die Märkte im Süden Europas zunehmend weg. Das spüren inzwischen auch Exporteure aus anderen Staaten der Gemeinschaft. Große Hoffnung setzen Europas Unternehmen in den Abschluss eines Freihandelsabkommens mit den USA.
"In Europa könnten in der Folge zwei bis drei Millionen Arbeitsplätze entstehen", sagte Thumann. Es sei keine Zeit zu vertun. Nachdem sich US-Präsident Obama jüngst für ein Abkommen ausgesprochen hat, sollen noch im Sommer die Gespräche beginnen. Sie könnten in zwei bis drei Jahren abgeschlossen werden, schätzt Thumann.
Quelle: dts Nachrichtenagentur